Ratgeber
Steinbohrer sind die ideale Wahl zum Bohren von Stein, Beton, Mauerwerk, Granit und vergleichbaren Baustoffen. Sie verfügen über speziell geformte Schneiden, die hartes und poröses Material durchdringen und dabei helfen, präzise Bohrlöcher zu erzeugen.
In unserem Ratgeber erfahren Sie, was für Typen von Steinbohrern es gibt, worauf beim Umgang zu achten ist und welche Kriterien bei der Auswahl von Bedeutung sind.
Um Baustoffe wie Naturstein, Mauerwerk, Granit, Ziegel oder Beton zu durchbohren, sind besondere Bohrwerkzeuge erforderlich. Holzbohrer und Metallbohrer sind dafür ungeeignet, weil sie aufgrund ihrer Geometrie und Beschaffenheit nicht in der Lage sind, harte und poröse Materialien sauber zu durchdringen und abzutragen. Nutzt man unpassendes Werkzeug, kann das zur Folge haben, dass Dübel nicht richtig halten oder Risse in der Wand oder Decke entstehen – vom Verletzungsrisiko ganz zu schweigen.
Wer präzise Bohrlöcher in harten Bausubstanzen erzeugen will, muss daher zu dedizierten Steinbohrern greifen. Steinbohrer bestehen aus Hartmetall – oft Kohlenstoff- oder Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl – und sind in vielen Fällen als Spiralbohrer realisiert. Das heißt, sie bestehen aus zwei Schneiden, die spiralförmig gewunden sind und dafür sorgen, dass Bohrmehl und andere Rückstände aus dem Bohrloch abtransportiert werden.
Charakteristisch für Steinbohrer ist ihre meißelförmige, stumpfe und meist mit Hartmetall verstärkte Spitze. Sie dringt mit einem Winkel von 120° besonders gut in harte und spröde Werkstoffe ein. Die Geometrie der Spitze lässt sich darauf zurückführen, dass Steinbohrer üblicherweise in Verbindung mit Schlagbohrmaschinen und Bohrhämmern genutzt werden, Das liegt darin begründet, dass sich Löcher nicht in Stein und Mauerwerk schneiden lassen, wie es bei anderen Werkstoffen der Fall ist. Stattdessen werden sie herausgemeißelt bzw. -gehämmert. Zu diesem Zweck werden die Schläge und Stöße auf die breite, flache Bohrerspitze übertragen, wodurch sich das Material ablöst.
Klassische Steinbohrer sind für die meisten Gesteinsarten bzw. alle keramischen und mineralischen Werkstoffe einsetzbar und erzeugen saubere Bohrlöcher mit glatten Rändern. Sie sind meist mit stumpfer Spitze realisiert, wobei es auch Ausführungen mit geschliffener Spitze gibt. Neben klassischen Steinbohrern mit 120°-Spitze werden zwei Spezialausführungen unterschieden: Betonbohrer und Fliesenbohrer.
Betonbohrer zeichnen sich durch eine besondere Härte und Widerstandsfähigkeit aus. Sie bestehen meist aus Hochgeschwindigkeitsstahl (HSS = High Speed Steel) und haben eine Spitze, die im Gegensatz zu normalen Steinbohrern in einem größeren Winkel von 130° ausgestaltet ist. Betonbohrer durchdringen selbst härtestes Material und sämtliche Steinarten. Herkömmliche Steinbohrer erzielen im Vergleich zwar keine so gute Schneidleistung und sind nicht derart widerstandsfähig, weil ihre Hartmetallplatte dünner ist und sie weniger stark im Bohrerschaft abgestützt sind, dafür arbeiten sie schonender und sind zudem günstiger in der Anschaffung.
Fliesenbohrer sind speziell für das Bohren in Fliesen vorgesehen. Sie verfügen über wendelförmige Nuten für den Abtransport von Bohrspänen und eine geschliffene Spitze, die hartmetall- oder diamantverstärkt ist. Die Spitze erleichtert das Anbohren, was verhindert, dass die Fliese splittert, springt, zerbricht oder anderweitig beschädigt wird. Daneben gibt es Spezialausführungen in Form von vollständig durchgehärteten Diamantbohrern. Ob man einen normalen Steinbohrer, einen Fliesenbohrer aus Hartmetall oder einen Diamantbohrer verwenden sollte, hängt von der Ritzhärte der Fliesen ab.
Die Ritzhärte referiert auf die Härte der keramischen Lasur und gibt an, wie widerstandsfähig eine Fliese gegenüber Kratzern ist. Sie wird mit Werten zwischen 1 und 10 auf der Mohs-Skala angegeben. Normale Fliesen haben im Regelfall einen Härtegrad von 3, wohingegen Feinsteinzeugfliesen mit Werten zwischen 7 und 9 deutlich härter sind. Für weiche Fliesen bis Ritzhärte 3 kann man normale Fliesenbohrer nutzen. Für Geübte ist auch die Verwendung von herkömmlichen Steinbohrern denkbar. Härtere Fliesen erfordern dagegen den Gebrauch von Diamantbohrern.
Wichtig: Das Bohren von Fliesen erfolgt immer ohne Schlag- und Hammerfunktion sowie bei geringem Druck und bei niedriger Drehzahl. Erst wenn die Fliese durchbohrt ist, kann man das dahinterliegende Mauerwerk bei höherer Drehzahl bearbeiten und – falls nötig – die Schlagfunktion wiedereinschalten. Um den Fliesenbohrer vor Verschleiß zu schützen, sollte man ihn nach dem Durchbohren der Fliese durch einen Steinbohrer austauschen.
Steinbohrer unterscheiden sich nicht nur im Hinblick auf die Ausgestaltung der Spitze, sondern auch in ihrer Schaftform. Der Schaft ist der Teil, der in die Bohrmaschine bzw. das Bohrfutter eingesetzt wird. Unterschieden werden im Wesentlichen zwei Bohrfutterarten: das Dreibackenfutter und das SDS-Futter. Beim Dreibackenfutter wird der Schaft hineingedreht und durch drei Fixierbacken festgespannt. Das kann mithilfe eines Werkzeugschlüssels geschehen (Zahnkranzbohrfutter) oder durch das Drehen der Bohrfutterhülse per Hand (Schnellspannbohrfutter). Beim SDS-Futter (SDS = Special Direct System) ist keine Drehbewegung nötig. Hier wird der Bohrerschaft in das Bohrfutter gesteckt, rastet ein und wird festgehalten. SDS-Bohrfutter sind bei drehschlagenden Bohrgeräten wie dem Bohrhammer zu finden.
Um einen sicheren Sitz zu gewährleisten, muss die Form des Schafts auf das Bohrfutter abgestimmt sein. Dementsprechend werden Steinbohrer mit unterschiedlichen Schäften angeboten: mit Zylinderschaft, Dreikantschaft, Sechskantschaft und SDS-Schaft. Zylinderschaft, Dreikantschaft und Sechskantschaft passen alle in ein Dreibackenfutter, wobei Dreikantschaft und Sechskantschaft aufgrund ihrer eckigen Form einen besonders sicheren Sitz ermöglichen. SDS-Schäfte sind SDS-Bohrfuttern vorbehalten. Sie sind mit Nuten versehen, die für eine bessere Kraftübertragung und einen festen Halt sorgen. SDS-Bohrer können sich noch minimal im Futter hin und her bewegen, was gerade beim Bohren sehr harter Materialien wichtig ist.
Steinbohrer sind mit unterschiedlichen Längen und Durchmessern erhältlich. Hier gilt es zunächst, die richtigen Abmessungen zu bestimmen. Der Durchmesser bestimmt die Größe des Bohrlochs. Je größer er ist, desto leistungsstärker muss die Bohrmaschine sein. Sehr praktisch sind Steinbohrer-Sets, die Ausführungen in mehreren Durchmessern oder auch verschiedene Typen von Steinbohrern enthalten. So hat man für jede Aufgabe die richtige Ausführung zur Hand. Außerdem bringen Bohrer-Sets im Vergleich zum Einzelkauf häufig einen Preisvorteil mit sich.
Weitere Auswahlkriterien sind die Form der Bohrerspitze und des Schafts. Der Schaft muss in das Futter der Bohrmaschine passen. Arbeiten Sie mit einem SDS-Bohrfutter, müssen Sie einen SDS-Bohrer verwenden. Die Form der Spitze entscheidet über den Einsatzzweck. Zum Bohren von Gemäuer, Ziegel, Stein und dergleichen sollte die Spitze breit, flach und stumpf sein, um das Material quasi abmeißeln zu können. Zum Bohren von Fliesen verwenden Sie am besten einen Fliesenbohrer mit geschliffener Spitze. Bohrer mit extra spitzem Bohrerkopf erleichtern das Anbohren und rutschen weniger schnell ab. Es ist wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass nicht jeder Steinbohrer für die Verwendung mit jeder Bohrmaschine geeignet ist. So sind Fliesenbohrer mit geschliffener Spitze für das Bohren ohne Schlag- und Hammerfunktion vorgesehen, während Bohrer mit stumpfer Spitze mit Schlagbohrmaschinen und Bohrhämmern verwendet werden.
Generell gilt es bei der Auswahl von Steinbohrern auf Qualität zu achten. Das zugrundeliegende Material sollte hochwertig und widerstandsfähig sein, denn gerade beim Bohren harter Baustoffe entsteht mitunter viel Hitze, die zu vorzeitigem Verschleiß und Ausfällen führen kann. Die Investition in gutes Werkzeug lohnt sich letztlich immer.
Da in harten Baustoffen wie Mauerwerk, Stein und Beton meist mit Dübeln gearbeitet wird, kann man sich an deren Größe orientieren, um den richtigen Durchmesser des Bohrers festzulegen. Das heißt: Soll ein bestimmter Dübel in die Wand oder Decke gebracht werden, muss dessen Durchmesser dem des Bohrers entsprechen. Ist das Material sehr porös, empfiehlt es sich, das Bohrloch einen Millimeter kleiner zu bohren als der Dübeldurchmesser vorgibt. Dadurch sitzt der Dübel am Ende fester.
Kann ich einen Betonbohrer auch zum Bohren in Naturstein oder Mauerwerk nutzen?
Ja. Betonbohrer sind sozusagen abwärtskompatibel. Sie können zum Bohren in sehr hartem Gestein und Beton, aber auch zum Bohren in Naturstein, Mauerwerk und Ziegeln zum Einsatz kommen. Allerdings sind Betonbohrer keine Universalbohrer. Zum Bohren in Holz, Metall oder Kunststoff eignen sie sich nicht.
Welche Alternative gibt es zu Steinbohrern?
Neben Steinbohrern eignen sich nur noch Universalbohrer, um in Stein zu bohren. Alle anderen Bohrertypen kommen mit der Härte des Materials nicht zurecht.
Wie gehe ich beim Bohren in Stein am besten vor?
Grundsätzlich ist ein Vorbohren unbedingt anzuraten. Hierbei werden die ersten Millimeter mit geringer Drehzahl und ohne Schlagfunktion gebohrt. Das verhindert, dass der Bohrer versehentlich abrutscht. Erst wenn der Bohrer in den Werkstoff eingedrungen ist, können Sie allmählich die Drehzahl erhöhen und die Schlagfunktion aktivieren.