Ratgeber
Immer dann, wenn im Frühling oder Herbst die Reifen oder besser gesagt die Räder an den Firmenfahrzeugen gewechselt werden müssen, ist Stress angesagt. Was bei einem privaten Auto oft schon mit enormen Terminproblemen verbunden ist, lässt sich bei einer größeren Anzahl von Firmenfahrzeugen meist nur schwer realisieren. Deshalb greifen die Kollegen vom Fuhrpark kurzerhand zum Rangierwagenheber und wechseln die Räder der Firmenfahrzeuge in Eigenregie.
Damit das reibungslos klappt, ist vernünftiges Werkzeug und vor allen Dingen ein praxisgerechter Wagenheber oder auch Air Jack erforderlich. Denn der Wagenheber aus dem Bordwerkzeug ist in den meisten Fällen eher eine Notlösung, wenn bei einer Reifenpanne das Ersatzrad montiert werden soll. Deshalb greifen nicht nur Werkstätten gerne auf hochwertige und leicht zu bedienende Wagenheber zurück.
Wir erklären Ihnen gerne welche unterschiedlichen Wagenheber es gibt, wie sie funktionieren und was Sie bei der Auswahl beachten müssen.
Ein Wagenheber ist ein technisches Hilfsmittel, bei dem man mit geringem Kraftaufwand ein schweres Auto sicher anheben kann.
Dies kann z.B. bei einer Reifenpanne, beim Radwechsel oder bei Reparaturen an der Bremsanlage erforderlich werden. Die Kraftübertragung erfolgt je nach Bauart des Wagenhebers mechanisch, hydraulisch oder auch pneumatisch.
Bis vor Jahren war es üblich, dass ein passender Wagenheber in jedem Auto ein unverzichtbarer Bestandteil der Bordausstattung war. Mittlerweile gehen die Fahrzeug-Hersteller aber immer mehr dazu über, lieber ein Reifenreparatur-Set mit Kleinkompressor im Kofferraum zu verstauen.
Wenn es aber im Frühjahr oder Herbst darum geht, die passenden Reifen inkl. Felgen an das Auto zu schrauben, sollte ein brauchbarer und vor allen Dingen sicherer Wagenheber zur Verfügung stehen.
Welche weiteren praktischen Hilfsmittel zum saisonalen Radwechsel sonst noch benötigt werden, haben wir in unserem Ratgeber zum Thema Reifenwechsel zusammengefasst. Selbstverständlich verraten wir Ihnen auch ganz genau, wie man am besten dabei vorgeht.
Auch wenn die grundsätzliche Funktion eines Wagenhebers immer gleich ist, haben sich doch die unterschiedlichsten Systeme am Markt etabliert. Welche das sind und wo die jeweiligen Vorteile liegen, haben wir nachfolgend zusammengefasst.
Rangierwagenheber
Der Rangierwagenheber zählt zu den beliebtesten Wagenhebern und ist für unterschiedliche Traglasten ausgelegt. Der Rangierwagenheber funktioniert hydraulisch und lässt sich kraftsparend bedienen sowie über Rollen komfortabel rangieren – daher der Name Rangierwagenheber.
Große Rangierwagenheber werden wegen ihres hohen Gewichts hauptsächlich in Werkstätten eingesetzt. Für den privaten Einsatz gibt es mittlerweile auch kleinere und handlichere Exemplare, die aber über eine ausreichende Tragkraft von mehreren Tonnen verfügen.
Stempelwagenheber
Stempel-Wagenheber oder auch Stockheber arbeiten hydraulisch oder pneumatisch.
Sie haben bei entsprechender Auslegung eine enorme Tragkraft von bis zu 30 Tonnen. Per Hebelwirkung wird ein Kolben oder hydraulischer Stempel in der Mitte des Wagenhebers nach oben gedrückt.
Diese Art von Wagenheber benötigt wenig Platz und nur einen sehr geringen Kraftaufwand. Allerdings müssen hydraulische Stempelwagenheber sorgfältig angesetzt werden und besitzen oft nur eine begrenzte Hubhöhe.
Scherenwagenheber
Scherenwagenheber sind kompakt und preisgünstig. Darum waren sie früher oft ein fester Bestandteil der Bordausstattung eines KFZs.
Das rautenförmige Werkzeug funktioniert rein mechanisch und nutzt die Hebelwirkung zum Anheben eines Fahrzeugs. Allerdings ist die Tragkraft begrenzt und der Kraftaufwand zur Betätigung der Handkurbel ist relativ hoch.
Besonders dann, wenn die Spindel für die Höhenverstellung sowie die Spindellager nicht ausreichend gefettet wurden.
Ballonwagenheber
Im Gegensatz zu einem hydraulischen Wagenheber ist ein Ballon- oder Luftkissenwagenheber ideal für weichen oder sandigen Untergrund.
Das Luftkissen wird unter den Türholm geschoben und über einen Schlauch mit Abgasen aus dem Auspuff aufgepumpt. Das aufgeblasene Luftkissen kann bis zu drei Tonnen anheben und muss sich zum Großteil unter dem Auto befinden.
Diese Art von Wagenheber ist extrem leicht, kompakt und einfach zu bedienen. Allerdings sind Luftkissen-Wagenheber auch anfällig gegenüber Beschädigungen.
Die Funktion eines Wagenhebers lässt sich am einfachsten an einem hydraulischen Rangierwagenheber erklären, da dieser Typ die unterschiedlichsten Funktionsweisen kombiniert.
Hydraulische Kraftübersetzung
Im ersten Schritt geht es um die Kraftübersetzung in einem hydraulischen System, wie z.B. in einem Rangierwagenheber. Der Druck ist definiert durch die Kraft geteilt durch die Fläche. Oder anders ausgedrückt:
Kraft = Druck x Fläche.
Zum leichten Verständnis kann man sich ein mit Flüssigkeit gefülltes System mit zwei beweglichen Kolben vorstellen. Wenn der kleine Pumpkolben (K1) mit einer bestimmten Kraft (F1) nach unten gedrückt wird, entsteht in Abhängigkeit der Kraft (F1) und der Fläche (A1) des Kolbens ein bestimmter Druck.
Dieser Druck wirkt nach dem Gesetz von Pascal nun auch auf den großen Hubkolben (K2). Dieser wird nach oben gedrückt. Da der Hubkolben eine vielfach größere Fläche (A2) für den Druck zur Verfügung stellt, ist entsprechend der o. a. Formel auch die Kraft (F2), die der Hubkolben erzeugt , um ein Vielfaches höher als die Kraft (F1), die auf den Pumpkolben wirkt.
Dieser Zugewinn an Kraft ist einerseits recht praktisch, aber andererseits macht der Hubkolben aufgrund der größeren Fläche nur eine minimale Hubbewegung nach oben. Damit der Hubkolben einen weiteren Weg nach oben ausführt, muss der Pumpkolben mehrmals betätigt werden. Dies funktioniert aber nur dann, wenn das Zurückfließen der Hydraulikflüssigkeit durch automatische Ventile verhindert. In diesem Fall kann dann durch mehrmaliges Bewegen des Pumpkolbens der Weg des Hubkolbens schrittweise vergrößert werden.
Für die übersichtliche Darstellung der einzelnen Schritte ist in den nachfolgenden Bildern die Anordnung der Kolben geändert worden. Das Funktionsprinzip ist jedoch gleich geblieben und die Anordnung entspricht nun der tatsächlichen Bauweise eines Rangierwagenhebers.
Ansaugen
Der Pumpkolben (K1) wird nach oben bewegt, wodurch im Druckraum (P1) ein Unterdruck entsteht. Das Druckventil (V1) wird dadurch geöffnet und aus dem Vorratsbehälter (R) strömt Hydrauliköl in den Druckraum (P1). Der Unterdruck im Vorratsbehälter (R) öffnet das Belüftungsventil (V3) und Luft kann in den Vorratsbehälter strömen. Das Ventil V2 wird durch die Feder bzw. durch den vorherrschenden Druck im Druckraum P2 geschlossen gehalten.
Pumpen
Der Pumpkolben wird nach unten bewegt. Der Druck im Druckraum P1 steigt und presst das Druckventil V1 zu. Das Belüftungsventil (V3) schließt durch Federkraft. Wenn der Druck im Druckraum P1 höher als im Druckraum P2 ist, öffnet das Druckventil V2. Das Hydrauliköl fließt nun vom Druckraum P1 über das Ventil (V2) in den Druckraum P2. Durch den Druckanstieg im Druckraum P2 wird der Hubkolben (K2) ein Stück weiter nach außen bewegt.
Ablassen
Durch das Lösen der Ablassventil-Schraube (V5) fließt das Öl vom Druckraum (P2) zurück in den Vorratsbehälter (R). Der Druckanstieg im Vorratsbehälter öffnet das Entlüftungsventil (V4). Dadurch kann die überschüssige Luft aus dem Vorratsbehälter nach außen entweichen. Wenn der Hubarm nicht mehr belastet ist, zieht eine Spiralfeder den Arm in die unterste Stellung. Dadurch wird der Hubkolben (K2) ganz nach links in die Ausgangsstellung gedrückt.
Mechanische Kraftwirkung durch Hebel
Der Hubkolben ist in den meisten Rangier-Wagenhebern waagerecht angeordnet. Deshalb wird die horizontale Bewegung des Kolbens mit einer cleveren Hubarmmechanik in eine vertikale Bewegung der Auflagefläche umgewandelt. Zudem wird über die Hebelmechanik des Hubarms die Auflagefläche, die das KFZ anhebt, in jeder beliebigen Höhe absolut waagerecht gehalten.
Um den erforderlichen Druck für den Hubkolben zu erzeugen, wird der Pumpkolben über eine lange Hebelstange bewegt. Dadurch ist es sehr leicht möglich, den Pumpkolben auch ohne hohen Kraftaufwand zu betätigen und so den erforderlichen Druck zu erzeugen.
Das Zusammenspiel von mechanischer Hebelmechanik und hydraulischer Kraftumformung ermöglicht es auch schwere Fahrzeuge scheinbar spielend leicht anzuheben.
Um den passenden Wagenheber für den geplanten Einsatz finden zu können, müssen einige Punkte beachtet werden:
- Fahrzeugtyp:
Wagenheber für Motorrad, PKW oder SUV? - Funktionsprinzip:
Mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch? - Hubhöhe:
Maximale Hubhöhe und minimale Hubhöhe (für tiefergelegte Fahrzeuge) beachten. - Tragkraft:
Für PKWs bis zu 2 Tonnen, für schwere Transporter deutlich mehr. - Gewicht:
Leichte Wagenheber bieten eine einfache Handhabung, sind aber weniger stabil. - Mechanischer Aufbau:
Das Gehäuse sollte eine stabile Aluminium-Stahl-Konstruktion sein.
- Platzverbrauch:
Aufbewahrung im Kofferraum oder fester Standort in Ihrer Werkstatt?
- Einsatzort:
Stationärer Gebrauch oder auch für unterwegs geeignet? - Gebrauchshäufigkeit:
Pannenhelfer im Notfall oder für den beruflichen Dauereinsatz? - Stabilität:
Bei sachgemäßer Anwendung darf der Wagenheber weder rutschen noch kippen. - Geprüfte Qualität:
Das gewünschte Heber sollte ein TÜV-Siegel, GS-Zeichen oder CE-Kennzeichnung aufweisen. - Einfache Handhabung
Der Wagenheber sollte sich leicht bedienen lassen und im besten Fall selbsterklärend sein.
Der Einsatz eines Wagenhebers ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Bei der unsachgemäßen Handhabung oder dem Einsatz eines ungeeigneten Hebers kann es passieren, dass das Fahrzeug vom Wagenheber abrutscht. Dadurch können nicht unerhebliche Sachschäden oder im schlimmsten Fall auch Personenschäden entstehen. Deshalb haben wir für Sie einige wichtige Tipps zum korrekten Umgang mit Wagenhebern zusammengestellt:
Verwenden Sie in jedem Fall immer einen für das Fahrzeug geeigneten Wagenheber. Vergewissern Sie sich, dass die max. Tragkraft des Wagenhebers nicht überschritten wird.
Das Fahrzeug muss gegen unbeabsichtigtes Wegrollen gesichert werden. Legen Sie dazu den ersten Gang ein und ziehen Sie die Handbremse an. Bei Automatik-Getrieben ist der Bedienhebel auf „P“ zu stellen. Zusätzlich können auch Unterlegkeile verwendet werden. Das Fahrzeug muss auf einen ebenen Untergrund stehen, der zudem ausreichend fest ist. Eine abschüssige Grundstückseinfahrt oder eine Rasenfläche sind für das Aufbocken eines Fahrzeuges ungeeignet.
Bevor Sie den Wagenheber einsetzen, sollten Sie im Vorfeld bereits einiges vorbereiten. Wenn die Räder gewechselt werden, so müssen die Radschrauben bereits vor dem Anheben des Fahrzeuges gelockert werden.
Setzen Sie den Wagenheber an der richtigen Stelle Ihres Fahrzeuges an. Im Regelfall sind die Unterstützungspunkte am seitlichen Schweller mit eingeprägten Dreiecken markiert. Setzen Sie den Wagenheber aber nicht direkt am Schweller an. Vielmehr befindet sich unter dem Schweller ein Unterholm, der zum Teil an den Ansetzpunkten des Wagenhebers verstärkt ist. Scherenwagenheber haben teilweise Nuten oder Kerben, in die der Unterholm eintauchen kann. Im Zweifelsfall müssen die Ansetzpunkte für den Wagenheber im Fahrzeughandbuch nachgeschlagen werden. Das falsche Ansetzen kann zu erheblichen Schäden am Fahrzeug führen. Achten Sie darauf, dass der Untergrund für den Wagenheber gerade und ausreichend fest ist. Dies ist besonders bei Scherenwagenhebern wichtig, da die nur eine begrenzte Auflagefläche am Boden aufweisen und leicht kippen können.
Heben Sie das Fahrzeug nur soweit an, wie es für die anstehenden Arbeiten unbedingt erforderlich ist. Je größer die Hubhöhe, desto instabiler wird das angehobene Auto. Ein übermäßiges Anheben führt zu einer unnötigen Schräglage und zu einer erhöhten Instabilität des Fahrzeuges.
Sichern Sie das angehobene Fahrzeug mit geeigneten Unterstellböcken, mit ausreichender Traglast. Dadurch ist sichergestellt, dass das Fahrzeug bei einem eventuellen Nachlassen oder Versagen des Wagenhebers nicht unkontrolliert absackt.
Um das Fahrzeug wieder Abzusenken, öffnen Sie das Ablassventil eines Hydraulik-Wagenhebers sehr gefühlvoll. Ein zu schnelles Öffnen kann dazu führen, dass das Fahrzeug hart auf den Rädern aufsetzt.
Im Falle eines Radwechsels werden die Radmuttern bzw. Radschrauben erst nach dem Absenken des Fahrzeugs mit einem Drehmomentschlüssel angezogen.
Wie setzt man den Wagenheber richtig an?
Die richtigen Ansetzpunkte für Wagenheber unterscheiden sich von Fahrzeug zu Fahrzeug, sie sind jedoch meist durch Pfeile oder ähnliche Kennzeichnungen markiert. Sollten keine Markierungen und auch keine Verstärkungen am Unterholm erkennbar sein, muss in den Fahrzeugunterlagen nachgeschlagen werden. Der Wagenheber muss gerade stehen und darf auf dem gewählten Untergrund nicht verrutschen oder kippen.
Kann ein Wagenheber den PKW beschädigen?
Sofern Sie den Wagenheber korrekt verwenden, sind Schäden am Fahrzeug sehr unwahrscheinlich. Halten Sie sich immer an die Gebrauchsanweisung und achten Sie darauf, dass Sie den Wagenheber richtig ansetzen. Andernfalls können Teile des Schwellers oder Unterbodens eingedrückt werden. Für Rangierwagenheber und hydraulische Stempel gibt es spezielle Gummiauflagen. Die Gummiauflagen sorgen dafür, dass der Unterboden des KFZ beim Anheben nicht beschädigt wird. Zudem sorgen die Gummiauflagen auch dafür. Dass das Auto nicht vom Rangierwagenheber abrutscht.
Wie kann man den Wagenheber wieder absenken?
Scherenwagenheber werden über eine Kurbel angehoben und auch wieder abgesenkt. Dies erfordert ein wenig Feingefühl, damit weder das Auto noch der Wagenheber plötzlich stürzen. Bei hydraulischen Wagenhebern wie Rangier- und Stempelwagenhebern öffnen Sie ein Ventil, um vorsichtig Druck abzulassen. Dies gilt ebenfalls für Ballonwagenheber. Denken Sie daran, das Ventil nach dem Absenken wieder zu verschließen.
Welchen Vorteil bietet ein pneumatischer Wagenheber?
Pneumatische Wagenheber werden mit Pressluft betrieben und lassen sich somit leicht bedienen. Diese Wagenheber sind auch ideal für LKWs geeignet, die einen Druckluftkompressor fest am Fahrzeug verbaut haben.