Ratgeber
Keystone bezeichnet ein modulares Anschlusssystem, das vielfach für den Aufbau von Netzwerkinstallationen genutzt wird. Es handelt sich dabei um standardisierte Steckverbinder, die in Keystone-Patchpanels, Leerdosen, Hutschienenadapter oder andere Träger eingesetzt werden. Welche Möglichkeiten Keystone-Module bieten und worauf bei der Auswahl zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Keystone-Module, auch Keystone Modular Jacks genannt, ermöglichen universelle Steckverbindungen in der Netzwerk- und Medientechnik. Da sie sowohl elektrische als auch optische Signalübertragungen unterstützen, kommen sie in zahlreichen Bereichen zum Einsatz, sei es in Rechenzentren, Werkstätten, Labors, in der Industrie, für Multimedia-Anwendungen oder in der Hausautomation. Im Wesentlichen handelt es sich bei Keystone-Modulen um konfektionierte Buchsen, die in Verbindung mit Keystone-Rahmen bzw. Chassis verwendet und per Snap-in-Montage in deren Öffnungen (Ports oder Bays genannt) eingerastet werden. Ein montagefreundlicher Anschluss ist aber nur einer von vielen Vorteilen. Keystone-Module und Chassis haben standardisierte Abmessungen und können dadurch herstellerübergreifend genutzt werden, das heißt, es lassen sich Module und Halterungen unterschiedlicher Anbieter beliebig miteinander kombinieren. Zudem sind sie in verschiedene Trägerelemente wie Keystone-Patchpanel, Hutschienenadapter (REG-Adapter für Standard-Elektroverteiler etc.), Modulträger, Leerdosen oder Bodentanks einsetzbar und bieten somit viel Flexibilität beim Systemaufbau. Ähnlich wie Keystone-Module funktionieren E-DAT-Module. Sie sind für den Einbau in E-DAT-Panel vorgesehen, können mitunter aber auch mit Keystone-Applikationen genutzt werden.
Keystone-Module sind in großer Vielfalt erhältlich. In der Netzwerktechnik weit verbreitet sind Ausführungen mit RJ45-Buchsen, die den Anschluss von Ethernet-Kabeln und damit den Aufbau von LAN-Netzwerken und einen Zugang zum Internet ermöglichen. Die Ausstattung kann von Modell zu Modell variieren. So verfügen manche RJ45-Module zusätzlich über eine Staubschutzkappe oder sind wassergeschützt konstruiert, wodurch sie auch in raueren Industrieumgebungen einsetzbar sind. Andere unterstützen Power over Ethernet (PoE, PoE plus, UPoE etc.), so dass angeschlossene Geräte über das Netzwerkkabel mit Strom versorgt werden können.
RJ45-Module werden für sämtliche Kategorien von Netzwerkkabeln (CAT) angeboten. Im Normalfall unterstützen RJ45-Verbinder mindestens CAT 6 bzw. CAT 6a. Das liegt darin begründet, dass ältere Netzwerkkabel vom Typ CAT 5 bzw. CAT 5e aufgrund der geringeren Bandbreite (100 MHz) kaum noch für den Aufbau neuer Netzwerke genutzt werden, zumindest nicht im professionellen Bereich. Von den Vorgängern ganz zu schweigen. RJ45-Module gibt es nicht nur in Form von einfachen Steckverbindern, sondern auch als Doppelkupplungen, die auf beiden Seiten mit einer RJ45-Buchse ausgestattet sind. Sie ermöglichen es, Netzwerkkomponenten einzubinden, bei denen die Ports für den Anschluss rücksichtig herausgeführt sind.
Neben Keystone-Modulen mit RJ45-Buchsen gibt es zahlreiche weitere Module, mit denen sich verschiedene Steckverbindungen realisieren lassen. So werden neben Ausführungen mit älterem ISDN- und modernem LWL-Anschluss (Glasfaser) beispielsweise auch Module mit Buchsen für Koaxial-Stecker wie BNC-, F- und Antennenstecker angeboten. Ebenso erhältlich sind Keystone-Module mit Cinch- oder Klinkenanschluss, worüber beispielsweise Audiotechnik ins System eingebunden werden kann. Für die Übertragung von Videosignalen werden Keystone-Module mit HDMI, DisplayPort oder auch USB verwendet. USB-Keystone-Module gibt es in sämtlichen Spezifikationen und für alle USB-Steckertypen, sei es USB-A, USB-B oder USB-C. Bisweilen wird USB Power Delivery unterstützt, was die Möglichkeit bietet, Endgeräte wie Tablets oder Smartphones aufzuladen bzw. mit Strom zu versorgen. Solche Module eignen sich wie HDMI- und DisplayPort-Module gut für den Einbau in Tischanschlussfelder, um Büro- und Arbeitsplatz-Setups zu errichten.
Das Keystone-Anschlusssystem bietet ein hohes Maß an Flexibilität. Aufgrund der zahlreichen Anschlussarten, angefangen bei RJ45- über HDMI- und USB- bis hin zu F-Buchsen, können Netzwerke und Multimedia-Systeme individuell konfiguriert und bedarfsgerecht aufgebaut werden. Ein großer Vorteil von Keystone-Modulen besteht darin, dass verschiedene Anschlüsse in einer Dose oder einem Patchpanel kombiniert und parallel genutzt werden können. Aus diesem Grund eignet sich Keystone sehr gut für Systeme, die heterogene Verkabelungen (Telefonie, LAN, TV etc.) erfordern. So können auf einem Patchpanel Kabel für unterschiedliche Signalübertragungen geordnet und strukturiert angelegt werden.
Zudem ist es kein Problem, Dose oder Patchpanel nur mit der Anzahl an Modulen zu bestücken, die man wirklich benötigt. Das spart Platz und Kosten. Gerade bei Patchpanels mit 24 oder 48 Ports kann es sein, dass man nicht alle Steckplätze benötigt. In dem Fall werden die unbelegten Ports einfach mit einem Blindstopfen verschlossen. Das System funktioniert weiterhin. Es ist auch möglich, defekte oder nicht mehr benötigte Module zu entfernen oder auszutauschen. Das ist nicht nur für Wartungs- und Reparaturzwecke, sondern auch im Hinblick auf die rasante Weiterentwicklung relevant, die Schnittstellen wie USB in den vergangenen Jahren erfahren haben, und macht Keystone-Systeme zukunftssicher.
Für die Montage im Chassis benötigt man weder handwerkliche Kenntnisse noch Spezialwerkzeug. Keystone-Module basieren auf einem Klicksystem und werden darüber einfach in die entsprechende Halterung eingerastet. Dank der einfachen Snap-in-Montage werden zusätzlich Zeit und Kosten eingespart. In vielen Fällen lässt sich das Modul nach der Montage in der Halterung drehen. Dadurch ist es möglich, Kabel auch in flache Gehäuse einzusetzen, ohne dass der Stecker abknickt. Aufgrund der standardisierten Maße passen Keystone-Module in alle gängigen Keystone-Rahmen, Patchpanels und Leerdosen.
Keystone-Module werden von zahlreichen Herstellern angeboten. Dank des universellen Keystone-Formats sind Module und Halterungen herstellerübergreifend kompatibel, es gibt jedoch Unterschiede in der Verarbeitungsqualität und Ausstattung, was sich beim Preis bemerkbar macht. Vor dem Kauf muss klar sein, wie die Infrastruktur des Netzwerks aussehen soll. Welche Kabel werden verlegt und welche Anschlüsse (Buchsen) benötigt? Ebenfalls wichtig zu wissen ist, in welche Art von Trägerelement die Module samt Halterung eingebaut werden. Möglicherweise werden besonders flache Rahmen benötigt. Die Standardabmessungen von Keystone-Modulen betragen 14,9 mm in der Breite und 17 mm in der Höhe. Allerdings unterscheiden sie sich im Hinblick auf die Auf- und Einbautiefe, was bei der Montage berücksichtigt werden muss.
Ebenso ist zu überlegen, ob zusätzliche Features wie Power over Ethernet oder USB Power Delivery benötigt werden. Im Fall von Keystone- und E-DAT-Modulen mit RJ45-Buchsen für Netzwerkkabel ist relevant, dass die richtige Kabelkategorie (CAT) unterstützt wird. Die Ausstattungsmerkmale sind ebenfalls in den Blick zu nehmen. Befindet sich das Netzwerk beispielsweise an einem Standort mit erhöhtem Sicherheitsbedarf (Bank, Flughafen etc.), ist es empfehlenswert, zu Modulen zu greifen, die nur mit einem Schlüsselwerkzeug geöffnet werden können oder einen anderen Sicherheitsmechanismus vorweisen. Das bietet Schutz vor Manipulation und unbefugtem Zugriff.
Die individuelle Bauweise eines Keystone-Moduls spielt ebenfalls eine Rolle. Wichtig zu wissen ist, für welchen Leiterquerschnitt das Keystone-Modul ausgelegt ist. Meist geben Hersteller dazu den AWG-Bereich an. Die AWG-Kodierung (AWG = American Wire Gauge) ist zur Kennzeichnung von Litzen gebräuchlich. Je kleiner die Ziffer ist, desto größer ist der Querschnitt. Zur Orientierung: AWG 1 entspricht 42,20 mm², AWG 28 dagegen 0,0810 mm². Im Internet gibt es ein breites Angebot an Umrechnungstabellen, die Hilfestellung geben. In jedem Fall praktisch und meist auch standardmäßig in Keystone-Modulen integriert ist eine Zugentlastung mit Kabelbinder, die verhindert, dass das Kabel zu starker Spannung ausgesetzt und dadurch beschädigt wird.
Keystone- und E-DAT-Module sind geschirmt und ungeschirmt erhältlich. Geschirmte Ausführungen erkennt man am Metallgehäuse, das meist aus Zinkdruckguss besteht. Ungeschirmte Ausführungen haben dagegen ein Gehäuse aus Kunststoff. Für professionelle Anwendungen und Netzwerke mit komplexer Infrastruktur empfiehlt es sich, zu geschirmten Modulen zu greifen. Auch alle anderen Netzwerkkomponenten wie Stecker und Kabel sollten geschirmt sein. Grund: Eine Schirmung schützt vor elektromagnetischen Wellen, die elektrische Ladungen in Kabeln und Leitungen beeinflussen und zu Störungen oder sogar Ausfällen führen können. Gerade bei Netzwerkinstallationen liegen Kabel teils in großer Anzahl sehr nah beieinander, so dass ein Schutz vor elektromagnetischen Störeinflüssen unabdinglich ist.
Was bezeichnen die Kürzel UTP, STP und FTP?
Die Kürzel UTP, STP und FTP werden im Zusammenhang mit der Schirmung von Netzwerkkabeln verwendet. TP steht für Twisted Pair und bezeichnet Kabel mit verdrillten Adernpaaren. Ethernet-Kabel gehören diesem Typen üblicherweise an. UTP (Unshielded Twisted Pair) ist die Abkürzung für ungeschirmte Netzwerkkabel. Hier sind weder die Adernpaare geschirmt noch gibt es eine Gesamtschirmung. STP und FTP referieren dagegen auf geschirmte Netzwerkkabel. STP-Kabel (Shielded Twisted Pair) haben eine Schirmung aus Drahtgeflecht, FTP-Kabel einen Folienschirm (Foiled Twisted Pair).
Was ist der Unterschied zwischen Netzwerkkabeln der Kategorien Cat .6, Cat .7 und Cat .8?
Verlege- und Patchkabel der Kategorien Cat .6, Cat .7 und Cat .8 unterscheiden sich im Hinblick auf die Datenübertragungsgeschwindigkeit und Bandbreite. Kabel vom Typ Cat .6 erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s und haben eine Bandbreite von 250 MHz. Einen Schritt weiter gehen Kabel vom Typ Cat .6 A. Sie erzielen Geschwindigkeiten von 10.000 Mbit/s bei einer Bandbreite von 500 MHz. Netzwerkkabel vom Typ Cat .7 sind genauso schnell, haben aber mit 600 MHz eine höhere Bandbreite. Der Nachfolger Cat .7 A erreicht bei gleicher Geschwindigkeit eine Bandbreite von 1 GHz. Kabel der Kategorie Cat .8 stellen derzeit die neueste Generation dar. Bisher erschienen sind Cat .8.1 und Cat .8.2. Cat .8.1 hat eine Übertragungsgeschwindigkeit von 40.000 Mbit/s und eine Bandbreite von 2 GHz. Dasselbe gilt für Cat .8.2, das jedoch nicht kompatibel mit RJ45-Steckern ist.
Was unterscheidet IDC und LSA?
Das Kürzel IDC leitet sich aus dem englischen Insulation Displacement Connection ab und ist der allgemeine Begriff für eine Schneidklemmtechnik, bei der eine Kontaktierung zwischen Steckverbinder und Kabel über IDC-Schneidklemmen erfolgt. Die Litzen kann man einfach und schnell einlegen und muss sie nur noch mit einem Spezialwerkzeug hineinpressen. Ähnlich funktioniert die LSA-Technik (LSA = löt-, schraub- und abisolierfreie Technik), die schon seit den 1970er Jahren in der Telekommunikationsbranche genutzt wird. Hier werden die Adern mithilfe eines LSA-Anlegewerkzeugs in die Schneidklemme hineingedrückt. Im Unterschied zur ICD-Technik werden die Adern dabei automatisch gekürzt. Beim klassischen Patchen wird diese Methode nach wie vor angewandt, um das Netzwerk-Verlegekabel mit dem Patchfeld und schließlich dem ausgehenden Patchkabel zu verbinden.
Für welche Installationen eignet sich Cat .6 A?
Cat .6 A sind für Firmennetzwerke, in denen eine überschaubare Zahl an Up- und Downloads gleichzeitig stattfindet, im Regelfall ausreichend. Für größere Firmen- und IT-Netzwerke, in denen viele Teilnehmer zeitgleich arbeiten und datenintensive Aufgaben erledigen müssen, genügt Cat .6 A nicht mehr. Hier sollte es mindestens Cat .7 sein. Cat .8 ist aufgrund seiner hohen Betriebsfrequenzen gut für sehr anspruchsvolle Umgebungen geeignet. Während Cat .8.1 mit normalen RJ45-Steckern kompatibel ist, arbeitet Cat .8.2 mit speziellen Netzwerksteckern wie ARJ45 der GG45.