Ratgeber
Für den mobilen Einsatz von Elektrowerkzeugen oder für die zeitlich begrenzte Stromversorgung von Baustrahlern, Maschinen und Geräten sind Strom-Verlängerungskabel geradezu unerlässlich.
Die praktischen Kabel helfen immer dann weiter, wenn vor Ort kein geeigneter Stromnetzanschluss zur Verfügung steht.
Aber Verlängerungskabel müssen weit mehr leisten, als nur den Strom an eine bestimmte Stelle zu bringen. Denn je nach örtlichen Begebenheiten kann die Verlängerung des Stromanschlusses zur echten Herausforderung werden.
Wir sagen Ihnen was es alles dabei zu beachten gibt, damit Sie das passende Verlängerungskabel in Ihrem Bestand haben und es beim Einsatz der flexibel einsetzbaren Stromverlängerungen keine Probleme gibt.
Ein Verlängerungskabel besteht aus einem Netzstecker und einer Netzkupplung, die über ein mehr oder weniger langes Stromkabel miteinander verbunden sind.
Dadurch ist es möglich, die Netzspannung von einer Steckdose an der Wand an jeden beliebigen Ort im Raum, im Gebäude oder auf dem Grundstück weiterzuleiten.
Für die optimale Handhabung werden hochflexible Gummi-Leitungen verwendet. Dadurch lässt sich das Stromkabel leicht verlegen und nach Beendigung des Einsatzes genauso leicht auch wieder aufwickeln.
Je nach Aufgabenbereich und Einsatzort gibt es unterschiedliche Verlängerungskabel, die perfekt für die jeweiligen Bedingungen und Anforderungen ausgelegt sind.
Strom-Verlängerungskabel lassen sich zunächst in zwei große Kategorien unterteilen:
Verlängerungen für den Innenbereich
Stromkabel-Verlängerungen kommen im Innenbereich meisten dann zum Einsatz, wenn das Stromanschlusskabel eines Gerätes oder einer Maschine nicht bis zur nächsten Netzsteckdose reicht. Aber auch wenn eine an der Wand montierte Netzsteckdose durch einen Schrank abgedeckt wird, helfen Verlängerungskabel den Stromanschluss weiter nutzen zu können. In diesem Fall bieten sich Verlängerungen mit einem Flachstecker an, damit der Schrank ohne störenden Netzstecker so nahe wie möglich an die Wand gerückt werden kann. Durch den geringen Schutz vor Feuchtigkeit (Schutzart IP20) sind die meisten Innen-Verlängerungskabel für den Einsatz im Außenbereich nicht geeignet.
Verlängerungen für den Außenbereich
Für den Einsatz im Außenbereich müssen Netzverlängerungskabel vor Feuchtigkeit geschützt sein. Deshalb verfügen sie über Abdeckkappen, die das Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz in die offenen Steckbuchsen verhindern. Die Verlängerungsleitungen sind zudem so aufgebaut, dass sie mindestens vor Spritzwasser geschützt sind (IP44). Um den hohen mechanischen Belastungen z.B. auf Baustellen oder in landwirtschaftlichen Betrieben standhalten zu können, sind Stromkabel-Verlängerungen für den Außenbereich wesentlich massiver aufgebaut. Sie sind abriebfest, UV-beständig oder ölresistent und somit für alle widrigen Bedingungen im gewerblichen und privaten Einsatz bestens gerüstet.
Weitere Unterscheidungsmerkmale
Neben den möglichen Einsatzorten im Innen- oder Außenbereich unterscheiden sich Verlängerungskabel auch durch die unterschiedlichen Bauausführungen:
Verlängerungen mit Schutzkontakt-Steckern (Schuko-Stecker)
Das klassische Strom-Verlängerungskabel ist als Schutzkontakt-Kabel ausgelegt. Bei dieser Ausführung weisen die Stecker als auch die Steckdosen eine fast runde Bauform auf.
Die beiden nebeneinander liegenden Stiftkontakte bzw. Steckbuchsen sind für die stromführenden Leiter (L und N) vorgesehen.
Die Klammern oben und unten in der Schutzkontakt-Steckdose sorgen für die Kontaktierung des Erdungsleiters (PE).
Verlängerungen mit Euro-Steckern
Geräte mit schutzisoliertem Gehäuse (Schutzklasse II), wie z.B. Radios, Fernseher oder DVD-Player, benötigen keinen Schutzleiter. An den Netzanschlussleitungen sind deswegen lediglich flache zweipolige Eurostecker montiert.
Demzufolge können für diese Geräte auch zweipolige Stromkabel-Verlängerungen genutzt werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass ein Euro-Stecker mit maximal 2,5 A belastet werden darf.
Das entspricht einer max. Anschlussleistung von 600 W.
Verlängerungen mit Kleingeräte-Steckern
Wenn Kleingeräte der Unterhaltungselektronik nicht mit einem fest angeschlossenen Netzkabel versehen werden sollen, setzen Hersteller gerne Netz-Anschlussstecker vom Typ C8 ein.
Die dafür erforderlichen Netzanschlussleitungen weisen auf einer Seite einen Euro-Stecker und auf der anderen Seite eine C7 Buchse auf.
Geeignete Kleingeräte-Verlängerungskabel weisen eine C7 Netzbuchse und einen C8 Anschluss-Stecker auf und sind deutlich platzsparender als ein Verlängerungskabel mit Euro-Stecker.
Verlängerungskabel für Starkstrom
Zum Anschluss von Maschinen und Geräten mit leistungsstarken Motoren sind Starkstrom-Verlängerungskabel mit roten CEE-Steckern erforderlich.
Statt mit nur einer Phase, wie bei 230 V Wechselspannung, werden bei Starkstrom- bzw. Drehstrom-Verlängerungen alle drei Phasen genutzt. Deshalb haben CEE-Stecker fünf Anschlusskontakte.
Je nach Anschlussleistung der CEE-Netzsteckdose gibt es die Stromkabel für 16 A, 32 A und 63 A.
Verlängerungskabel für den Caravan-Bereich
Speziell für den Caravanbereich gibt es blaue CEE-Cara Steckdosen und CEE-Cara Verlängerungskabel.
Ähnlich wie bei Schutzkontakt-Verlängerungskabeln haben CEE-Cara Anschlussstecker drei Kontakte. Aber im Gegensatz zu Schutzkontakt-Steckern sind CEE-Cara Stecker verpolungssicher.
Dadurch ist gewährleistet, dass immer die Phase über die Sicherungsautomaten bzw. Schalter im Caravan läuft. Die nutzbare Länge eines CEE-Cara-Verlängerungskabels beträgt bei einem Aderquerschnitt von 3 x 2,5 mm² max. 25 Meter.
Verlängerungskabel mit Zusatzfunktionen
Auf Baustellen und bei gewerblicher Nutzung werden sehr gerne Verlängerungen mit PRCD-Element (integrierter Fehlerstromschalter) genutzt.
Sollten bei einem Gerätedefekt spannungsführende Gehäuseteile berührt werden, wird die Stromzufuhr sofort unterbrochen. Der Anwender muss sich in diesem Fall nicht darauf verlassen, dass die Fehlerstrom-Schutzeinrichtung des Stromanschlusses funktioniert.
Weitere Zusatzfunktionen sind z.B. integrierte Schalter oder auch Phasenwender bei Drehstrom-Verlängerungen.
Neben den unterschiedlichen Anschluss-Steckern spielt auch das verwendete Kabel eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund geben die Hersteller die genaue Bezeichnung des verwendeten Kabels an. Die dafür verwendete Zahlen- und Buchstaben-Kombinationen haben folgende Bedeutung:
H07RN-F 5G1,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 5 Adern a` 1,5 mm²)
H07RN-F 3G2,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
H05RR-F 3G2,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
H07BQ-F 5G2,5 (flexible Polyurethanschlauchleitung mit 5 Adern a` 2,5 mm²)
H05VV-F 3G1,5 (flexible Kunststoffschlauchleitung mit 3 Adern a` 1,5 mm²)
AT–N07V3V3–F 3G2,5 (flexible Kunststoffschlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
AT–N05V3V3–F 3G1,5 (flexible Kunststoffschlauchleitung mit 3 Adern a` 1,5 mm²)
Aufschlüsselung der Kabelbezeichnungen:
H = Europaweit harmonisierte Kabel-Kennzeichnung
AT-N = Nationale Kabel-Kennzeichnung
03 = Spannungsfestigkeit 300 V / 300 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
05 = Spannungsfestigkeit 300 V / 500 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
07 = Spannungsfestigkeit 450 V / 750 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
Erster Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit = Material der Aderisolierung.
Zweiter Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit = Material der Ummantelung.
R = Ethylenpropylen-Gummi
N = Polychlorpropylen-Gummi
B = Ethylen-Propylen-Gummi
Q = Polyurethan
V = PVC; V3 = PVC, kältebeständig bis -25 °C
F = Die Kupferleitung ist feindrähtig, damit das Kabel flexibel ist.
Genauso wichtig wie die robuste Ummantelung ist auch der Leitungsquerschnitt der flexiblen Kupferlitze. Denn dieser Wert bestimmt, wie gut oder schlecht das Stromkabel funktioniert. Ein Kupferleiter mit Leitungsquerschnitt von 1 mm² und einer Länge von einem Meter hat einen spezifischen Widerstand von 0,0171 Ω. Dass dieser Wert noch frequenz- und temperaturabhängig ist, spielt für die nachfolgende grundsätzliche Betrachtung keine nennenswerte Rolle.
Wenn man nun den spezifischen Widerstand mit der Leiterlänge multipliziert und den Wert danach durch den Kabelquerschnitt teilt, erhält man für eine Verlängerung mit einer Kabellänge von 50 Metern und einem Kabelquerschnitt von 1,5 mm² pro Ader einen Widerstandswert von 0,57 Ω.
Dieser Wert macht sich aber doppelt bemerkbar. Denn der Strom fließt von der Steckdose über eine Ader des Verlängerungskabels (Phase L) zum Verbraucher und über den Neutralleiter (N) wieder zurück. Deshalb beträgt der der Gesamtwiderstand der Verlängerungsleitung 1,14 Ω.
Das mag im ersten Moment nicht viel erscheinen, aber dieser Wert macht sich bei einem hohen Energiebedarf durchaus bemerkbar. Wenn der maximale Strom von 16 A fließt, fällt über das 50 m lange Stromkabel eine Spannung von 18.24 V ab. Statt 240 V stehen dem Verbraucher dann lediglich 221,76 V zur Verfügung.
Aber auch der Leistungsverlust auf der Verlängerungsleitung ist beachtlich. Dieser beträgt stolze 291,84 W, die sinnlos in Wärme umgewandelt werden. Um den Effekt so gering wie nötig zu halten, sollte deshalb der Leitungsquerschnitt so groß wie möglich gewählt werden.
Zum Vergleich haben wir die oben berechneten Werte einer Leitung mit 1,5 mm² mit einem gleichlangen Stromkabel mit 2,5 mm² gegenüber gestellt.
Verlustleistung von Verlängerungskabeln im Vergleich
Leitungsquerschnitt 1,5 mm² | Leitungsquerschnitt 2,5 mm² | |
---|---|---|
Spezifischer Widerstand | 0,0171 Ω | 0,0171 Ω |
Länge des Verlängerungskabels | 50 m | 50 m |
Gesamtwiderstand | 1,14 Ω | 0,684 Ω |
Spannungsabfall bei 16 A | 18,24 V | 10,94 V |
Leistungsverlust bei 16 A | 291,84 W | 175,04 W |
Verlängerungskabel für den Innenbereich weisen zum Teil einen Kabelquerschnitt von lediglich 0,75 mm² auf. Allerdings sind diese Leitungen dann entsprechend kurz oder mit Euro-Steckern versehen. Die Stecker bei den Euro-Verlängerungen dürfen von Haus aus nur mit max. 2,5 A belastet werden, wodurch die Anschlussleistung auf 600 W begrenzt ist. Bei Starkstromkabeln, die für Stromstärken von bis zu 63 A ausgelegt sind, werden Leitungen mit einem Querschnitt von 16 mm² verwendet.
In diesem Zusammenhang wird es nun auch eindeutig erkennbar, dass bei Verlängerungskabeln unbedingt auf eine gute Kontaktierung geachtet werden muss. Denn defekte oder lose Kabelklemmen und Steckkontakte mit einem erhöhten Übergangswiderstand führen sonst sehr schnell zu massiven Problemen.
Um das für den jeweiligen Einsatzzweck passende Verlängerungskabel zu finden, müssen einige wichtige Punkte beachtet werden:
Innen- oder Außeneinsatz
Verlängerungskabel für den Innenbereich sind in der Regel weniger robust aufgebaut und auch nicht spritzwassergeschützt. Deshalb dürfen sie auch nicht im Außenbereich eingesetzt werden. Stromkabel für den Außenbereich sind robuster ausgelegt und gegen Spritzwasser geschützt. Sie können bei Bedarf auch im Innenbereich genutzt werden.
Passende Netzstecker
Die Verlängerungsleitung muss mit den passenden Netzsteckern versehen sein. Vorzugsweise werden Schutzkontakt-Stecker für Netzsteckdosen verwendet. Bei Verlängerungen mit roten CEE-Steckern muss die Stromstärke beachtet werden, denn die Stecker unterscheiden sich in der Größe. Bei Elektrokleingeräten eignen sich Euro-Stecker und im Caravan-Bereich werden blaue CEE-Cara Stecker verwendet.
Leitungsquerschnitt
Viel hilft viel ist bei Verlängerungskabeln nur beim Leitungsquerschnitt richtig. Wenn am Verlängerungskabel leistungsstarke Verbraucher wie Heizgeräte oder große Elektromotoren betrieben werden sollen, ist auf einen ausreichend großen Kabelquerschnitt zu achten.
Kabellänge
Die Kabellänge sollte so kurz wie unbedingt erforderlich gewählt werden. Abgesehen vom unnötigen Leistungsverlust auf der Leitung sind die Handhabung und das Verstauen einer kürzeren Verlängerung wesentlich einfacher als bei einem doppelt so langen Exemplar. Zudem darf das Gewicht eines massiven Baustellen-Verlängerungskabels nicht unterschätzt werden.
Technische Extras
Manche Einsätze machen es erforderlich, dass ein Verlängerungskabel mit zusätzlichen Einrichtungen ausgestattet ist. Für Baustellen und beim professionellen Einsatz empfiehlt sich ein Personenschutz (PRCD) und bei Drehstrom ein Phasenwender, damit die Kreissäge oder der Gebläsemotor in die richtige Richtung laufen.
Unser Praxistipp: Verlängerungskabel sicher verlegen
Für das sichere Verlegen von Verlängerungskabeln sind einige Hilfsmittel erhältlich. Neben Haken sind Klebebänder, Kabelschächte sowie Matten und Kabelbrücken geeignet, um Stürze, Druckschäden und ruckartige Zugbelastungen an den Verlängerungskabeln zu vermeiden.
Häufig gestellte Fragen zu Verlängerungskabeln
Kann man Verlängerungskabel kombinieren?
Grundsätzlich sollten Verlängerungskabel nicht kombiniert werden. Die in der Praxis gern genutzte Möglichkeit, an ein Verlängerungskabel noch eine Mehrfach-Steckdosenleiste und an der Leiste ein weiteres Kabel anzuschließen ist nicht empfehlenswert. Wenn ein Kabel zu kurz ist, verwenden Sie lieber ein längeres Kabel, das auch vom Leitungsquerschnitt angepasst ist.
Wie verlegt man Verlängerungskabel sicher?
Damit Verlängerungskabel nicht zu Stolperfallen mutieren, werden sie am besten an Wänden oder hinter Möbelstücken verlegt. Dort stellen sie keine Hindernisse dar und können nicht ruckartig bewegt werden. Muss ein Verlängerungskabel doch durch den Raum geführt werden, bieten sich Kabelbrücken oder Klebeband für eine stabile Befestigung an.
Was bedeutet IP44?
Die Schutzart IP44 klassifiziert den Schutz von Produkten gegen das Eindringen von Festkörpern und Feuchtigkeit. Die beiden Buchstaben bei der Klassifizierung IP44 stehen für International Protection bzw. Ingress Protection (Schutz vor Eindringen). Der erste Ziffer der Schutzart IP44 steht für den Schutz vor Werkzeugen und Drähten bzw. Festkörpern mit einem Durchmesser ≥ 1 mm. Der zweite Ziffer der Schutzart IP44 steht für den Schutz vor allseitigem Spritzwasser. Weitere Infos zum Thema können in unserem Ratgeber zu den IP-Schutzarten nachgelesen werden.
Was ist eine Gummi-Verlängerung?
Als Gummi-Verlängerung werden Verlängerungskabel bezeichnet, die eine gummiartige Ummantelung des Kabels aufweisen. Der Stecker und die Buchse bestehen ebenfalls aus gummiartigem Material oder sind mit Gummi ummantelt. Diese Kabel werden vorzugsweise außen im Garten z.B. für Elektrorasenmäher oder Elektro-Vertikutierer oder auch auf Baustellen genutzt und haben die Schutzart IP 44.
Wie entsorgt man ein Verlängerungskabel?
Sollte das Verlängerungskabel durch Kabelbruch oder ähnliche Schäden unbrauchbar geworden sein, wandert es nicht in den Hausmüll. Im Kabel sind Edelmetalle wie Kupfer verbaut, die dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden sollten. Deshalb können Kabel jeder Art an Wertstoffhöfen oder Sammelstellen abgegeben werden.