Ratgeber
Versagt ein elektrisch betriebenes Gerät seinen Dienst, muss es nicht zwangsläufig am Gerät selbst liegen. Es kann durchaus sein, dass der Fehler im Kabel steckt – selbst wenn dieses äußerlich unversehrt erscheint. In solchen Fällen kann zwar auch ein Leitungssucher feststellen, ob überhaupt Strom im Kabel vorhanden ist.
Genauer und aussagekräftiger arbeiten allerdings Kabel-Prüfgeräte. Denn defekte Kabel sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch zu kostspieligen Ausfallzeiten und sogar zu Sicherheitsrisiken führen. Deshalb ist es für Unternehmen unerlässlich, die Funktionalität ihrer elektrischen Anlagen und Geräte regelmäßig zu überprüfen. Kabel-Prüfgeräte sind dabei ein unverzichtbares Werkzeug, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Doch welche Arten von Kabel-Prüfgeräten gibt es? Für welche Einsatzbereiche sind sie geeignet? Und worauf sollte man bei der Beschaffung achten?
Egal, ob Sie in der Produktion, im Handwerk oder in der Instandhaltung tätig sind – mit unserem Ratgeber sind Sie bestens gerüstet, um die Zuverlässigkeit Ihrer elektrischen Anlagen zu gewährleisten und Ausfallzeiten zu minimieren. Wir erklären Ihnen, wie die Geräte funktionieren, welche Funktionen sie bieten und für welche Anwendungen sie prädestiniert sind. Außerdem geben wir Ihnen Tipps zur Auswahl des richtigen Kabel-Prüfgeräts sowie zur korrekten Anwendung.
Warum sind Kabel-Prüfgeräte wichtig?
Kabel-Prüfgeräte sind entscheidend für die Qualitätssicherung und Zuverlässigkeit in zahlreichen Branchen, einschließlich Elektronik, Telekommunikation und Elektroinstallation. Sie identifizieren Defekte wie Kurzschlüsse, Unterbrechungen oder unzureichende Verbindungen. Durch das frühzeitige Erkennen und Beheben von Problemen wird die Lebensdauer der Kabel und der angeschlossenen Geräte zudem verlängert. Wichtig sind sie auch für die Sicherheit:
Defekte Kabel können zu elektrischen Schlägen, Bränden oder anderen gefährlichen Situationen führen. Hinzu kommt, dass viele Branchen strengen Sicherheitsnormen und Vorschriften unterliegen, die sich mit Kabel-Prüfgeräte erfüllen lassen. Nicht zuletzt vermeiden diese Tester durch das frühzeitige Erkennen von Kabeldefekten teure Reparaturen und Ausfallzeiten. Das gilt besonders für große Industrieanlagen und Rechenzentren.
Funktionen und Einsatzgebiete hängen unmittelbar vom Einsatzzweck ab. Grundsätzlich basieren Kabeltester auf der Erzeugung, Übertragung und Messung von elektrischen Signalen oder Impulsen.
Die spezifischen Methoden und Technologien variieren je nach Gerätetyp und der Art der durchgeführten Tests. Da diese Geräte verschiedene elektrische Eigenschaften wie Durchgang, Isolationswiderstand, Signalstärke und Reflexionen messen, liefern sie eine umfassende Diagnose der Kabelzustände.
In industriellen Umgebungen sind Kabeltester bei Wartung und Überprüfung von Maschinen und Anlagen im Einsatz und vermeiden damit Produktionsausfälle. Ähnliches gilt für die Telekommunikation.
Hier dienen sie der Überprüfung und Wartung von Netzwerkkabeln und -verbindungen, besonders bei Kabeln mit Steckern der Typen RJ45 oder RJ11. In der Elektroinstallation und im Automobilbereich stellen sie sicher, dass alle Verbindungen korrekt sind und störungsfrei funktionieren.
Durchgangsprüfer
Er sendet einen kleinen elektrischen Strom durch das Kabel. Ist der Stromkreis geschlossen – das heißt, es gibt keine Unterbrechung im Kabel –, fließt der Strom ungehindert. Das Gerät zeigt diesen Zustand oft durch ein LED-Leuchtsignal oder ein akustisches Signal an.
Isolationsprüfer
Das Prüfgerät produziert eine hohe Spannung und legt diese zwischen den Leitern und der Isolierung des Kabels an. Anschließend wird der Widerstand zwischen diesen Punkten gemessen. Ein hoher Widerstand bedeutet, dass die Isolierung intakt ist und keine Leckströme fließen. Ein niedriger Widerstand deutet dagegen auf eine beschädigte oder minderwertige Isolierung hin.
Kabellängenmessgerät
Dieser Kabeltester basiert auf der sogenannten Time-Domain-Reflectometer-Technologie oder kurz TDR und sendet elektrische Impulse durch das Kabel. Die Enden beziehungsweise Fehlerstellen reflektieren die Impulse. Das Gerät misst die Laufzeit des Signales und berechnet daraus die Länge des Kabels.
Netzwerkkabeltester
Auch dieses Prüfgerät für Netzwerke sendet Signale, und zwar durch die einzelnen Adern des Netzwerkkabels, in der Regel Ethernet. Es stellt fest, ob jede Ader korrekt angeschlossen ist und keine Vertauschungen oder Unterbrechungen vorliegen, was bei im Ethernet üblichen Steckern der Norm RJ45, Telefonsteckern der Norm RJ11 sowie bei Steckverbindungen des Typs BNC durchaus vorkommen kann. Die Ergebnisse werden im Allgemeinen auf einem Display angezeigt, das die Pinbelegung und mögliche Fehler darstellt.
Dämpfungstester
Der Dämpfungstester sendet ein Signal mit bekannter Stärke durch das Kabel. Gemessen wird anschließend die Signalstärke am anderen Kabelende. Die Differenz zwischen der gesendeten und der empfangenen Signalstärke wird als Dämpfung in Dezibel angegeben. Eine hohe Dämpfung weist auf Signalverluste hin. Verwenden lässt sich der Dämpfungtester bevorzugt in Kabeln für hohe Frequenzen, sowohl im Ethernet als auch in der Funktechnik.
Hochspannungsprüfer
Vom Prinzip her gleicht dieser Kabeltester dem Isolationsprüfer, verwendet dafür allerdings Spannungen von mehr als 1000 Volt. Die legt er zwischen die Leiter und die Isolierung des Kabels an und misst, ob ein Durchschlag oder ein Überschlag zwischen den Leitern und der Isolierung auftritt. Ein Durchschlag zeigt an, dass die Isolierung defekt ist und das Kabel den hohen Spannungen nicht standhält.
Glasfaserprüfer
Im Gegensatz zu den bisher genannten Testern sendet der Glasfaserprüfer Lichtimpulse. Er misst die Dämpfung des Lichts und die Reflexionen, die von Fehlerstellen im Kabel zurückkommen. In diesem Fall wird die Optical Time Domain Reflection oder ODTR verwendet. Das Gerät zeigt die Reflexionen als Diagramm für die Position und die Schwere der Fehler an.
Anwendungsbereich und Funktionen
Zunächst sind die spezifischen Anforderungen an das Prüfgerät zu bestimmen. Benötigen Sie es für einfache Durchgangstests, Netzwerkkabeltests, Isolationsprüfungen oder Glasfaserüberprüfungen? Überlegen Sie, ob ein Multifunktionstester sinnvoll ist, der mehrere Testarten in einem Gerät vereint, oder ob spezialisierte Geräte für Ihre Zwecke besser geeignet sind. Prüfen Sie auch, ob das Gerät zukünftige Anforderungen abdecken kann, z.B. durch Erweiterbarkeit oder modulares Zubehör.
Genauigkeit und Zuverlässigkeit
Achten Sie auf die Genauigkeit der Messungen, insbesondere bei kritischen Anwendungen wie der Isolationsprüfung oder der Längenmessung. Wählen Sie bevorzugt Geräte von renommierten Herstellern, die für ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit bekannt sind. Vergleichen Sie die technischen Daten und Spezifikationen verschiedener Modelle.
Benutzerfreundlichkeit und Anzeigefunktionen
Einfache Handhabung und intuitive Benutzeroberfläche sind wichtig, um Fehler bei der Anwendung zu vermeiden und die Effizienz zu erhöhen. Dazu zählen auch klare, gut ablesbare Anzeigen wie LED oder LCD. Achten Sie auf ergonomisches Design und einfache Menüführung.
Kompatibilität mit verschiedenen Kabeltypen
Stellen Sie sicher, dass der Tester mit den Kabeltypen kompatibel ist, die Sie testen möchten, zum Beispiel Ethernet-Kabel im Netzwerk, Kupferkabel, Koaxialkabel oder Glasfaserkabel. Informieren Sie sich über die unterstützten Steckertypen und Kabelkategorien.
Prüfstandards und Zertifizierungen
Achten Sie auf relevante nationale und internationale Normen und Standards wie DIN EN, ISO oder IEC. Wenn notwendig, ist zu überprüfen, ob das Gerät von anerkannten Institutionen zertifiziert wurde. Dies gewährleistet die Einhaltung von Sicherheits- und Qualitätsstandards.
Portabilität und Robustheit
Für Arbeiten vor Ort oder auf Baustellen ist ein tragbares Gerät vorteilhaft. Achten Sie hier auf das Gewicht und die Größe. Das Gerät sollte möglichst robust und langlebig sein, besonders wenn es in rauen Umgebungen eingesetzt wird. Prüfen Sie, ob das Gerät über eine Schutzart gegen Staub und Feuchtigkeit verfügt (z.B. IP54).
Datenaufzeichnung und -analyse
Ein integrierter Speicher für die Aufzeichnung der Testergebnisse ist sinnvoll für umfangreiche Projekte. Moderne Geräte bieten oft eine drahtlose Datenübertragung per Bluetooth oder WLAN. Zur Datenübertragung sollte eine Schnittstelle nach den Standards USB-C oder höher zur Verfügung stehen. Zu prüfen ist auch, ob das Gerät mit Software zur Datenanalyse und -verwaltung kompatibel ist. Nur dann lassen sich Ergebnisse effizient auswerten.
Vorbereitung und Durchführung von Tests
Stellen Sie als erstes sicher, ob sich das Prüfgerät für den spezifischen Kabeltyp und die Art des Tests überhaupt eignet. Wenn dieses wichtigste Kriterium erfüllt ist, sollte die Kalibrierung und der Zustand von Kabeln beziehungsweise Anschlüssen kontrolliert werden. Achten Sie auf eine sichere Arbeitsumgebung, frei von Gefahrenquellen wie Wasser oder anderen leitfähigen Materialien. Und sorgen sie für ausreichend Platz für das Prüfgerät und das Kabel.
Nach diesen ersten Vorbereitungen konfigurieren Sie das Prüfgerät entsprechend den Anforderungen des Tests, zum Beispiel die Spannungs- und Stromstärkeinstellungen. Alle notwendigen Zubehörteile wie Prüfspitzen oder Adapter sollten vorhanden und funktionstüchtig sein.
Bei der Durchführung der Tests sind zunächst Sicherheitsmaßnahmen wie geeignete Kleidung, isolierte Handschuhe und Schutzbrille zu berücksichtigen. Achten Sie auf die Spannungsfreheit des zu testenden Kabels. Damit vermeiden Sie elektrische Schläge. Verbinden Sie dann das Kabel korrekt mit dem Prüfgerät.
Tipp:
Kennzeichnen Sie die Kabelenden, um Verwechslungen zu vermeiden, insbesondere bei Tests von mehreren Kabeln. Führen Sie den Test schließlich gemäß den Anweisungen des Herstellers durch. Beachten Sie dabei die empfohlenen Testmethoden und -sequenzen und lesen Sie die Messergebnisse sorgfältig ab. Eine genaue Dokumentation vermeidet Datenverluste.
Interpretation von Testergebnissen
Die Interpretation der Messungen ist entscheidend für die Beurteilung von der Qualität und Integrität eines Kabels. Nachfolgend die wichtigsten Arten von Messungen und wie sie zu interpretieren sind:
Kontinuitätsprüfung (Durchgangsprüfung)
Die Messung überprüft, ob eine ununterbrochene elektrische Verbindung durch das Kabel vorhanden ist. Ein kontinuierlich bestehender Stromkreis bedeutet, dass keine Unterbrechung vorliegt, das Kabel ist voll funktionsfähig. Zeigt das Messgerät keinen Durchgang an, ist das Kabel defekt und der Stromkreis ist offen.
Isolationstest (Isolationswiderstandsprüfung)
Hier wird der Widerstand zwischen den Leitern und der Isolierung gemessen. Ein hoher Isolationswiderstand liegt typischerweise im Bereich von mehreren Megaohm bis Gigaohm – abhängig von Kabeltyp, Nennspannung und geltenden Normen. Er zeigt an, dass die Isolierung intakt ist und keine oder nur vernachlässigbare Leckströme auftreten. Liegt der Widerstand signifikant unterhalb dieses Bereichs, deutet dies auf eine beschädigte oder unzureichende Isolierung hin. Das ist potenziell gefährlich und kann zu Kriechströmen, Isolationsfehlern und in der Folge zu Kurzschlüssen oder anderen sicherheitsrelevanten Problemen führen.
Längenmessung (TDR-Messung)
Sie bestimmt die Länge des Kabels basierend auf der Laufzeit eines elektrischen Impulses. Wenn die gemessene Länge mit der erwarteten Kabellänge übereinstimmt, ist das Kabel in Ordnung. Abweichungen können auf Kabeldefekte wie Unterbrechungen oder ungewollte Schlaufen hinweisen.
Dämpfungstest (Einfügungsdämpfungsmessung)
Überprüft werden die Signalverluste entlang des Kabels. Niedrige Dämpfungswerte deuten auf eine gute Signalqualität hin, ideal für Leitungen im Netzwerk. Hohe Dämpfungswerte können auf schlechte Kabelqualität oder Beschädigungen hinweisen und beeinträchtigen die Signalübertragung. Die Grenzwerte für akzeptable Dämpfungswerte hängen von der Art des Kabels und der Anwendung ab und sollten den entsprechenden Spezifikationen entnommen werden.
Verbindungsprüfung (Wiremap-Test)
Sie stellt sicher, dass alle Drähte korrekt verbunden sind und keine Vertauschungen vorliegen. Vertauschte, fehlende oder kurzgeschlossene Adern deuten auf eine fehlerhafte Kabelverbindung hin und sind zu korrigieren.
Hochspannungsprüfung (Spannungsfestigkeitsprüfung)
Sie checkt die elektrische Festigkeit und die Isolationseigenschaften unter hohen Spannungen. Hält die Leitung der angelegten Hochspannung stand, ist die Isolation in Ordnung. Ein Durchschlag zeigt dagegen eine defekte Isolierung, das Kabel kann die Hochspannung nicht vertragen. Die Höhe der angelegten Spannung hängt von der Art des Kabels und den geltenden Normen ab.
Glasfaserprüfung (OTDR-Messung)
Gemessen wird hier die Integrität und Leistung von Glasfaserkabeln, einschließlich Dämpfungsmessung und Fehlerortung. Niedrige Dämpfungswerte deuten auf eine gute Qualität der Glasfaserverbindung hin, Punkte mit hohen Reflexionswerten können dagegen auf Brüche, Spleißstellen oder Verunreinigungen hinweisen.
Welche Kabel und Anschlüsse kann man mit einem LAN-Tester überprüfen?
Ein LAN-Tester wird überwiegend in Ethernet-Netzwerken zur Überprüfung von Twisted-Pair-Leitungen und deren RJ45-Kontakte verwendet. Dabei handelt es sich in erster Linie um Netzwerkkabel der Kategorien 5e bis 8. Darüber hinaus können einige Modelle auch Koaxialkabel und deren Anschlüsse (z.B. F-Stecker) testen.
Wie lang dürfen zu testende Kabel maximal sein?
Die maximale Länge der zu testenden Stromkabel hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich des Leitungsquerschnitts, der Spannung, der Stromstärke und der spezifischen Anwendung. Bei Niederspannungskabeln für Haushalts- und Industrieanwendungen liegen die typischen maximalen Längen zwischen 30 und 50 Metern, können je nach Anwendung, Kabelquerschnitt und Stromstärke aber stark variieren. Mittel- und Hochspannungskabel können weitaus längere Distanzen überbrücken, wobei auch hier die maximale Länge von verschiedenen Faktoren wie der Spannungsebene, dem Kabeltyp, Querschnitt oder der Verlegeart abhängt. Für horizontal verlegte Ethernet-Leitungen beträgt die maximale Länge für eine funktionierende Datenübertragung gemäß den TIA/EIA-568-Standards 100 Meter. Dies umfasst 90 Meter für die fest installierte Leitung und 10 Meter für Patchkabel an beiden Enden. Für Strecken über 100 Meter können Repeater oder Switches eingesetzt werden, um die Reichweite des Ethernet-Signals zu erhöhen.