Ratgeber
Viele Jahre nutzten Privathaushalte und Unternehmen gleichermaßen einen analogen Telefonanschluss.Das dazugehörige Festnetz-Telefon wurde über die TAE Telefondose in der Wand betrieben. Später ermöglichten DECT-Komforttelefone zu Hause als auch in der Arbeit die kabellose Freiheit beim Telefonieren. Heute nutzen die Menschen vorzugsweise WLAN-Telefone bzw. VoIP-Telefone. Bei dieser Technik wird der Verbindungsaufbau durch verschiedene VoIP-Anbieter über das Internet hergestellt.
Was schnurlose VoIP-Telefone ausmacht und wie sie funktionieren, erklären wir in unserem Ratgeber. Außerdem gehen wir auf die wichtigsten Merkmale ein, um eine gut informierte Kaufentscheidung zu gewährleisten.
Auf den ersten Blick sieht das IP-Telefon aus wie seit vielen Jahrzehnten: Es gibt eine DECT-Basisstation, auf der das DECT-Mobilteil steht. Als schnurloses Telefon kann es beim Telefonieren von der Station genommen und flexibel durch die Wohnung getragen werden. Dabei kommt die seit Jahren genutzte DECT-Technologie zum Einsatz.
Doch nur bei der klassischen Telefonanlage ist die Basis mit der analogen Telefonbuchse verbunden: Das IP-Telefon wird mit dem Internet verbunden und nutzt daher entweder das Ethernet oder das WLAN im Gebäude.
Es handelt sich daher um eine Form der Internet-Telefonie. Das Kürzel IP zeigt an, dass es sich um die Internet-Protokoll-Telefonie handelt. Die gesendeten und empfangenen Sprachinformationen werden über das Protokoll als digitale Daten transportiert.
Anstelle der Formulierung IP-Telefonie ist auch VoIP-Telefonie zu lesen. VoIP meint Voice-Over-IP und beschreibt damit genauer, dass die Stimmen über das Internet-Protokoll transportiert werden – es handelt sich also um ein Synonym.
Es besteht immer die Möglichkeit, entweder ein All-In-One-Komplettset zu kaufen oder nur ein Mobilteil zu wählen. Soll die Telefonie im Smart Home von Grunde auf neu eingerichtet werden, bieten sich Sets an. Diese enthalten ein DECT-Telefon als Mobilteil und entweder eine VoIP-Basisstation oder einen WLAN-Router. Die Konfiguration ist einfach, da alle Komponenten auf das VoIP-Telefon eingestellt sind.
Alternativ können Haushalte mit vorhandenem Router und etwas Hintergrundwissen nur das DECT-Handgerät mit kleiner Ladeschale kaufen. Sobald die Einrichtung am Router erfolgt ist, können die WLAN-Telefone genutzt werden.
Die Verbindung über das Internet
Bei der Nutzung eines VoIP-Telefons wird das Gespräch als Datenpaket über das Internet transportiert. Daher müssen die Gesprächsdaten eine Start- und Zieladresse besitzen. Wird das IP-Telefon genutzt, beginnt der Verbindungsaufbau zum Internet.
Das VoIP-Telefon mit ausgehendem Anruf verbindet sich mit einem Server. Dafür wird das Netzprotokoll SIP (Session Initiation Protocol) genutzt, weshalb man die WLAN-Telefone gelegentlich auch SIP-Telefone nennt. Der SIP-Server erhält die aktuelle IP-Adresse und leitet die Kommunikationsanfrage des einen Telefons an den SIP-Server des anderen VoIP-Telefons weiter. Wenn diese IP-Verbindung aufgebaut wird, ist im Telefon des Anrufers ein Klingeln zu hören.
Sobald beide Gesprächsteilnehmer miteinander verbunden sind, werden die Audiosignale digital hin und her gesendet. Dafür kommt wiederum ein eigenes Protokoll zum Einsatz: Das RTP-Protokoll, kurz für Real-Time Transport-Protocol.
Die DECT-Verbindung zwischen Basis und Mobilteil
Das Basisteil ist über den Router mit dem Internet verbunden. Nun stellt sich die Frage, wie das schnurlose Telefonieren funktioniert. Wie kommt das Signal auf das Universal-Mobilteil? An dieser Stelle kommt DECT ins Spiel: Der DECT-Standard verbindet das Mobilteil mit der Basis.
DECT ist ein Kürzel – es steht für Digital Enhanced Cordless Telecommunications. Ein DECT-Telefon nutzt digitalen Funk, um ein schnurloses Telefonieren zu ermöglichen. Die DECT-Basisstation wurde früher analog und heute vor allem mit einem IP-basierten Anschluss mit dem Telefonnetz verbunden. Das Mobilteil wird bei der Nutzung von der DECT-Basis gehoben und im Anschluss zurückstellt.
Da die DECT-Mobilteile in der Basis ihren Akku laden müssen, sind zwei Zeitangaben der Hersteller interessant: die StandBy- und die Gesprächszeit. Erstere gibt an, wie lang das Mobilteil fernab der Station, aber ohne Telefonat bleiben kann. Das können oft Tage sein. Die Gesprächszeit fällt hingegen deutlich kleiner aus und bewegt sich zwischen fünf und 20 Stunden.
Gut zu wissen:
VoIP und DECT müssen nicht Hand in Hand gehen. Wer kein schnurloses Telefon bzw. DECT-Telefon nutzen möchte, sondern stattdessen ein schnurgebundenes Telefon bevorzugt, muss auf VoIP nicht verzichten. Es gibt moderne IP-Telefone für das Smart Home ohne Mobilteil. Alternativ dazu stellen VoIP-Router teilweise auch herkömmliche TAE-Anschlüsse zur Verfügung, sodass bereits vorhandene und hochwertige Analogtelefone weiter genutzt werden können.
Die Begriffe SIP-Telefon und IP-Telefon bzw. VoIP-Telefon werden im Sprachgebrauch rund um die IP-Telefonie oft gleichbedeutend verwendet. Allerdings muss man sagen, dass die Bezeichnung IP-Telefon die korrekte Ausdrucksweise wäre.
Der Begriff SIP-Telefon hat sich deshalb etabliert, da der größte Anteil der IP-Telefone das offene Session Initiation Protocol nutzt. Dadurch sind die Telefone mit den meisten IP-Telefonanlagen kompatibel. Im Gegensatz dazu wird der geschlossene SIP-Standard nur von einigen wenigen IP-Telefonen verwendet, da in diesem Fall nur die IP-Telefonanlagen vom jeweiligen Hersteller genutzt werden können.
Ein SIP-Telefon muss aber nicht zwangsweise ein schnurloses IP-Telefon im klassischen Sinn bzw. in der bekannten Bauform sein. Wenn sogenannte Softphones oder Soft-Clients installiert werden, können Notebooks, Tablets oder auch Smartphones als SIP-Telefone genutzt werden.
Dies ist besonders für Geschäftsleute interessant. Denn solange ein Zugriff auf das Internet besteht, ist man auch unterwegs unter der Firmen-Rufnummer erreichbar.
Ein schnurloses IP-Telefon erlaubt häufig HD-Voice. Gemeint ist damit ein großes Frequenzspektrum bei der Sprachübertragung. Es gehen wenige Frequenzen verloren und die Stimmen klingen natürlich.
Man spricht auch von HD-Telefonie beziehungsweise HDSP-Telefonie: HDSP steht für High Definition Sound Performance. Dieser Standard nutzt den Codec G.722 und ist nicht nur für VoIP-Telefone möglich. Bereits analog ans Telefonnetz angeschlossene DECT-Telefone unterstützten HD-Telefonie.
Wichtig ist für Nutzer: Es genügt nicht, wenn das eigene DECT-Telefon diese Sound-Performance unterstützt. Auch das Gesprächsgegenüber muss ein DECT-Telefon mit HD-Voice besitzen. Ist dem nicht so, wird das Gespräch im alten Standard geführt.
Einmal an den Router angeschlossen, kann es schnurlos mit dem Telefonieren losgehen. Wie das Mobilteil aussieht, ob weiß, anthrazit-metallic, silber etc. ist reine Geschmackssache. Neben dem Design gibt es jedoch Ausstattungsmerkmale, über die in jedem Fall vor dem Kauf nachgedacht werden sollte:
Display-Art
Ein einfaches LC-Display ist der Standard. Die Flüssigkristallanzeige zeigt Informationen wie gewählte Nummern und vergangene Gesprächszeiten an. Die Alternative zu den beleuchteten Displays sind hochwertige Farbdisplays, etwa um Fotos der Gesprächspartner anzuzeigen. Meist handelt es sich um ein TFT-Farbdisplay. Es gibt bei kabelgebundenen VoIP-Telefon auch Modelle, deren TFT-Display ein kapazitiver Touchscreen ist.
Beleuchtete Tastatur
Während ein beleuchtetes Display meist Standard ist, lohnt es sich ebenfalls über eine beleuchtete Tastatur nachzudenken. Der bessere Kontrast hilft im Dämmerlicht und bei Sehbeeinträchtigungen.
Anrufbeantworter
Zu wissen, worum es in verpassten Anrufen ging, kann viel Zeit ersparen. Der Anrufbeantworter ist daher für viele eine Standard-Funktion.
Freisprecheinrichtung
Schnurlos zu telefonieren ist das Eine, doch oft möchte man während des Telefonats beide Hände frei nutzen können: Mit Freisprechen über einen Lautsprecher wird das möglich.
Anschluss für Kopfhörer und Headset
Über Klinke oder Bluetooth kann ein Gespräch direkt über Kopfhörer und Mikrofon angenommen werden.
Optische Anrufsignalisierung
Mit dieser Funktion wird parallel zum Klingeln ein Blinken sichtbar. So werden auch Anrufe wahrgenommen, wenn beispielsweise laute Musik gehört wird oder die Dunstabzugshaube in der Küche läuft.
Babyphone
Viele Telefone können gleichzeitig als Babyphone genutzt werden: Teilweise können sie sogar über das Mikrofon den aktuellen Lärmpegel ermitteln und beim Überschreiten eines Grenzwertes einen Anruf absetzen.
Wasserdicht
Wenn ein Telefon bzw. schnurloses Telefon in einem Feuchtraum wie beispielsweise dem Badezimmer oder in bestimmten Betriebsbereichen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit genutzt werden soll, sind besondere Modelle gefragt. Diese müssen trotz der hohen Feuchtigkeit im Raum sehr langlebig sein. In diesem Fall ist unbedingt die IP-Schutzart zu beachten.