Ratgeber
Das Motherboard ist das Herz eines jeden Computers. Es trägt alle wichtigen internen PC-Komponenten – angefangen beim Hauptprozessor über den BIOS-Chip bis zum Arbeitsspeicher. In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie ein Mainboard funktioniert, weshalb es Ausführungen speziell für Prozessoren von AMD und Intel gibt und was bei einem Kauf zu beachten ist.
Das Motherboard, auch Mainboard oder im Deutschen Hauptplatine genannt, ist die zentrale Leiterplatte eines Computers. Leiterplatten sind Träger für elektrische Bauteile, die hauptsächlich aus einem isolierenden Material wie Kunststoff und leitenden Verbindungen bestehen. Diese Leiterbahnen sind in der Regel aus Kupfer gefertigt.
Auf dem Motherboard werden Komponenten angebracht, die ein Computer benötigt, um zu funktionieren. Dazu gehört allen voran der Hauptprozessor (Central Processing Unit oder CPU), die zentrale Recheneinheit eines jeden PCs. Er bestimmt wesentlich, welche Leistung ein Computer schlussendlich erbringt, und wird über den sogenannten Prozessorsockel auf dem Mainboard befestigt. Die Kompatibilität des Sockels entscheidet darüber, ob ein Prozessor von einem bestimmten Hersteller wie AMD oder Intel in das System integriert werden kann. Neben der CPU befinden sich weitere wichtige Komponenten wie der Arbeitsspeicher (RAM) und der BIOS-Chip auf dem Motherboard. Auf dem Arbeitsspeicher werden Programme und Dateien für die Nutzung durch den Hauptprozessor zwischengespeichert. Der BIOS-Chip enthält die Firmware, also die Betriebssoftware des Rechners.
Darüber hinaus bietet die Hauptplatine Anschlüsse und Steckplätze für Erweiterungen und externe Bauteile, zum Beispiel Peripheriegeräte wie Maus und Tastatur, Netzwerkschnittstellen sowie Grafik- und Soundkarten. Zur Standardausführung eines modernen Mainboards gehört zudem eine Onboard-Soundlösung, so dass man keine separate Soundkarte benötigt.
Hauptplatinen lassen sich anhand spezifischer Eigenschaften in verschiedene Kategorien unterteilen. Ein wesentlicher Parameter ist das Format des Motherboards. Je nach Leistungsbedarf und Platz, den das PC-Gehäuse bietet, lassen sich Mainboards unterschiedlicher Formfaktoren verwenden:
Mini-ITX
Mini-ITX ist mit 170 x 170 mm das kleinste unter den gängigen Formaten für Hauptplatinen (es gibt noch kleinere Formate wie Nano-ITX und Pico-ITX für SBCs). Aufgrund der platzsparenden Bauweise passen Mainboards dieses Typs gut in sehr kompakte Gehäuse. Dafür müssen Abstriche beispielsweise bei Steckplätzen und Anschlüssen gemacht werden. Mini-ITX-Boards weisen typischerweise nur einen PCIe-Slot für Grafikkarten auf.
Micro-ATX
Micro-ATX-Boards sind mit 244 x 244 mm etwas größer als Mini-ITX-Modelle. Dafür bieten sie mehr Ansteck- und Anwendungsmöglichkeiten.
ATX
Der gängigste Formfaktor ist ATX, der mit Maßen von 305 x 244 mm einen guten Kompromiss aus platzsparender Bauweise und vielen Einsatzmöglichkeiten bietet. Durch eine große Auswahl an Steckplätzen und Schnittstellen sind Motherboards dieses Typs für die meisten privaten Anwendungsbereiche geeignet, ob Allzweckrechner, moderater Gaming-PC oder Bürocomputer. Die meisten marktüblichen PCs verfügen über solche Mainboards oder sind dafür ausgelegt.
E-ATX
E-ATX-Boards sind mit 305 x 330 mm die größten Motherboards der ATX-Norm und für Computer mit sehr leistungsstarken Prozessoren wie hochwertige Arbeits- oder auch Gaming-Systeme vorgesehen. Das schlägt sich im Preis nieder.
Eine weitere wichtige Kategorisierung lässt sich anhand der Chipsätze und CPU-Sockel vornehmen. Zwei Hersteller dominieren den Markt für CPUs: AMD und Intel. Prozessoren von AMD und Intel sind unterschiedlich aufgebaut und für jeden gibt es einen passenden Sockel vom jeweiligen Hersteller. Folglich sind Motherboards speziell für AMD-CPUs und für Intel-CPUs erhältlich. CPU-Sockel für AMD und CPU-Sockel für Intel sind untereinander keinesfalls einheitlich. Für die verschiedenen Prozessorvarianten und -architekturen der beiden Marktführer existieren jeweils unterschiedliche Sockel. Prozessoren von Intel benötigen je nach Modell Sockel des Typs 1151, 1151v2, 1200, 1700, 2066, 3647, Z690, Z790, B660 oder B760. AMD hat die Sockel sWRX8, AM4, AM5, X570, X670, B550 und B650.
Der Chipsatz eines Mainboards ist die zentrale Kommunikations- und Kontrolleinheit. Von ihm ist abhängig, welche Komponenten in den PC eingebaut werden können. Er gibt nicht nur die CPU vor, sondern auch, was für Arbeitsspeicher, Grafikkarten und Massenspeicherdatenträger (Festplatten, SSDs) verbaut werden können. Außerdem bestimmt der Chipsatz darüber, inwieweit sich ein Prozessor übertakten lässt (wobei nur bestimmte CPU-Modelle übertaktbar sind).
In erster Linie ist für den Kauf eines Mainboards entscheidend, welche CPU Sie verbauen möchten, denn der Prozessor gibt vor, aus welchen Hauptplatinen Sie wählen können. Wer ein Modell von Intel hat, benötigt ein Motherboard mit einem Chipsatz von Intel und dem passenden CPU-Sockel. Ein Prozessor von AMD setzt ein Mainboard mit AMD-Komponenten voraus. Auch hier muss der Sockel passen, anderenfalls können Sie die CPU nicht auf dem Motherboard einsetzen. Theoretisch könnten Sie sich ein Motherboard aussuchen und dann einen passenden Prozessor kaufen. Allerdings bestimmt letzterer, wie leistungsstark Ihr PC ist, weshalb Sie den umgekehrten Weg gehen sollten.
Aus den Motherboards mit dem passenden Chipsatz und Sockel suchen Sie sich ein Exemplar aus, das den Formfaktor hat, der zu Ihren Bedürfnissen passt. Möchten Sie einen kompakten Rechner mit kleinem Gehäuse haben, greifen Sie zu einem Micro-ATX- oder Mini-ITX-Board. Sie müssen dann aber weniger Anschlüsse und weniger Slots für RAM-Riegel und Erweiterungskarten (Grafikkarte, Soundkarte etc.) in Kauf nehmen. Ein ATX- oder E-ATX-Motherboard bietet deutlich mehr Möglichkeiten, setzt aber ein größeres Gehäuse voraus und ist teurer. Letztendlich ist es aber mit einem Mainboard jedes Formats möglich, sich einen leistungsstarken PC zusammenzustellen. Der Formfaktor setzt keine Limits hinsichtlich der CPU- oder GPU-Leistung. Einzig beim Arbeitsspeicher gibt es bei kleineren Mainboards Grenzen, wenn nur zwei RAM-Slots vorhanden sind. Dann kann man den Computer nicht mit so viel Arbeitsspeicher ausstatten, als wenn man sich für einen größeren Formfaktor entscheiden würde. Allerdings ist es ohnehin üblich, nur zwei RAM-Riegel zu benutzen und im Dual-Channel-Modus laufen zu lassen. Mit einem Mini-ITX- oder Micro-ATX-Mainboard können Sie also trotzdem ausreichend Arbeitsspeicher für einen leistungsstarken Rechner verbauen.
Stehen Chipsatz, CPU-Sockel und Format fest, ist zu überlegen, was für Anschlüsse und wie viele davon das Motherboard haben soll. Wer großen Wert auf schnelle NVMe-SSDs im Rechner legt, braucht ein Mainboard mit passenden M.2-Slots. Soll nicht nur eine dedizierte Grafikkarte, sondern auch eine Soundkarte oder eine andere PCIe-Steckkarte eingebaut werden, ist mehr als ein PCI-Express-Slot erforderlich. Verzichten Sie auf eine separate Soundkarte, weil Ihnen eine Onboard-Komponente als Soundlösung genügt, können Sie so gut wie jedes Mainboard verwenden, denn über einen Onboard-Soundchip verfügen heutzutage alle Hauptplatinen. Weitere relevante Auswahlkriterien sind USB-Ports und die Unterstützung von WiFi und Bluetooth. Grundsätzlich gilt: Je mehr Features ein Mainboard bietet, desto besser, allerdings auch teurer. Wenn Sie einen PC gar nicht per WLAN mit dem Router verbinden möchten, können Sie auf ein Mainboard mit WiFi-Controller verzichten und dadurch etwas Geld sparen.
Es kann mit der Zeit erforderlich sein, Komponenten des PCs zu reinigen. Das betrifft auch das Motherboard. Für die Reinigung kann eine kleine Bürste mit weichen Borsten oder Druckluft verwendet werden. Für die Druckluftreinigung sind spezielle Spraydosen mit dünnem Röhrchenaufsatz erhältlich. Besonders hartnäckigem Schmutz rückt man am besten mit feuchten Tüchern oder etwas Wasser zu Leibe. Voraussetzung dafür ist aber, dass das Motherboard komplett entladen ist und keine Komponenten angeschlossen sind. Außerdem darf es nicht in Berührung mit Reinigungsmitteln kommen.
Wie lässt sich ein Motherboard sicher einbauen?
Der Einbau sollte in einem trockenen, möglichst staubfreien Raum erfolgen. Ein sauberes Handtuch kann als Ablagefläche für die einzelnen PC-Teile dienen. Um elektrostatische Aufladung zu vermeiden, die die Hardware beschädigen könnte, tragen Sie am besten ein antistatisches Armband. Sind Prozessor und Co. am Mainboard angebracht, kann selbiges in das Gehäuse eingesetzt werden.
Warum sollte ein Motherboard regelmäßig gereinigt werden?
Selbst die hochwertigste Hardware funktioniert nur dann langfristig, wenn sie fortwährend gepflegt wird. Dazu gehört zum einen, den Computer in einer geeigneten Umgebung zu betreiben, also in einem nicht zu heißen, trockenen Raum. Zum anderen ist es wichtig, Komponenten wie Mainboards regelmäßig zu reinigen. Staub und andere kleine Partikel sammeln sich schnell im Gehäuse und in Zwischenräumen auf der Hauptplatine an. Das kann sich negativ auf die Kühlung auswirken und so zur Leistungsdrosselung oder sogar zur Beschädigung hitzeanfälliger Komponenten wie dem Hauptprozessor führen.
Was für ein Motherboard sollte man für einen Gaming-Rechner nehmen?
Ein Gaming-System benötigt zuerst einmal einen leistungsstarken Prozessor. Das Motherboard muss zu diesem Prozessor passen. Es darf dessen Leistung nicht drosseln und muss die Möglichkeit bieten, eine schnelle Grafikkarte und guten Arbeitsspeicher zu verbauen. Zudem müssen genügend M.2-Slots vorhanden sein, in die schnelle NVMe-SSDs eingesetzt werden können. Diese gewinnen in Zeiten immer größer und detaillierter werdender Spielwelten zunehmend an Bedeutung und dürfen daher in einem modernen Gaming-System nicht fehlen. Darüber hinaus sollte ein Mainboard gute Voraussetzungen fürs Übertakten bieten, falls man mehr aus der Gaming-CPU herausholen möchte. Damit ist zum einen gemeint, dass der Chipsatz diesbezüglich keine Grenzen setzen darf, und zum anderen, dass das Mainboard eine gute Stromversorgung bieten sollte.