Rehkitzrettung mit Drohne und Wärmebildkamera » Einfach, schnell und effizient
Aktualisiert: 15.05.2023 | Lesedauer: 4 Minuten
Ab Anfang Mai setzen die Rehgeißen ihre neugeborenen Jungen zur Deckung, Tarnung und zum Schutz vor anderen Wildtieren ins hohe Gras. Durch ihr geflecktes Fell und den fehlenden Eigengeruch sind die Jungtiere von Natur aus bestens geschützt und für Fressfeinde nur sehr schwer auffindbar. Die Muttertiere (Ricken) suchen in den ersten drei bis sechs Wochen ihre Kitze lediglich zum Säugen auf. In der Zeit dazwischen vertrauen die Kitze auf ihre natürliche Tarnung und zeigen zudem keinerlei Fluchtverhalten. Dieses instinktive Verhalten wird den Jungtieren aber unweigerlich zum Verhängnis, wenn die Wiese, in der sie liegen, gemäht werden soll. Leider werden jedes Jahr unzählige Rehkitze durch die scharfen Messer der Mähwerke schwer verletzt oder sogar getötet. Dies könnte aber leicht und effektiv verhindert werden. Wenn smarte Drohnentechnik mit modernen Wärmebildkameras zum Einsatz kommt, kann das viele Leben retten.
Wie bereits erwähnt, sind Rehkitze von Natur aus sehr gut getarnt. Selbst wenn man eine Wiese vor der Mahd abläuft, kann man sich nicht sicher sein, ein gut getarntes Kitz übersehen zu haben. Zudem ist der gut einsehbare Bereich beim Laufen aufgrund des geringen Abstands der Augen zum Boden eher begrenzt.
Anders sieht es aus, wenn Drohnen über die Wiese fliegen. Denn diese können aufgrund ihrer Flughöhe ein wesentlich größeres Gebiet auf einmal einsehen. Hinzu kommt, dass keine herkömmlichen Kameras im sichtbaren Lichtspektrum genutzt werden. Vielmehr kommen spezielle Infrarotkameras (IR-Kameras) zum Einsatz, die auf die Wärmestrahlung der Tiere reagieren.
Ein gut getarntes Rehkitz, das für das menschliche Auge fast unsichtbar ist, wird auf dem Bild einer Infrarotkamera (Thermografie-Bild) hell wie eine Lampe leuchten.
Die Bilder der Wärmebildkamera kann der Pilot in Echtzeit auf einem Display bei der Fernsteuerung betrachten. Dadurch erkennt die bedienende Person sofort, wenn sich ein Rehkitz im überwachten Bereich befindet.
Die passende Kamera zur Drohne
Drohnen mit Kameras gibt es mittlerweile viele auf dem Markt. Allerdings sind nur Drohnen geeignet, die eine Infrarotkamera bzw. Wärmebildkamera eingebaut haben oder mit einer entsprechenden Kamera ausgerüstet werden können. Die Auflösung der Infrarotkamera sollte so hoch wie möglich sein, um abhängig von der Flughöhe auch große Flächen klar abbilden zu können.
Oft werden parallel zu IR-Kameras noch klassische Videokameras verwendet, um den Piloten am Sender die Orientierung zu erleichtern. Preiswerte Drohnen, die lediglich mit herkömmlichen Video-Kameras, die zur Anfertigung von Videoclips oder Bilder aus der Luft gedacht sind, eignen sich leider nicht für die Kitzrettung.
GPS-Funktion
Bei größeren landwirtschaftlichen Nutzflächen ist es erforderlich, das Feld mehrfach und in genau definierten Abständen zu überfliegen. Nur so lässt sich im Flug ein lückenloser Scan durchführen. Dazu ist es jedoch erforderlich, dass die Drohne über einen GPS-Empfänger verfügt und somit auch autonome Flugmanöver durchführen kann. In diesem Fall können beispielsweise mit dem UAV-Editor bereits am Vortag die exakten Eckpunkte der Wiesenfläche, sowie die geplante Flugroute einprogrammiert werden. Die Drohne wird dann unabhängig von äußeren Einflüssen, wie beispielsweise Wind oder Thermik, die geplante Route exakt abfliegen. Zudem unterstützt die GPS-Funktion auch den manuellen Flugbetrieb und ermöglicht u.a. eine automatische Rückkehr zum Startpunkt.
Flugzeit und Akkukapazität
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die erreichbaren Flugzeiten pro Akku. Je länger die Flugzeit pro Akku ist, desto weniger Ersatzakkus sind erforderlich. Wenn zudem eine mobile Lademöglichkeit besteht, können die Akkus bei der Fahrt zum nächsten Einsatzort gleich im Fahrzeug nachgeladen werden.
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Damit die Erkennung eines Rehkitzes schnell und mit größtmöglicher Sicherheit erfolgen kann, sollten die Temperaturunterschiede gut ausgeprägt sein. Das bedeutet, je kälter die Umgebung, desto deutlicher zeichnet sich ein warmer Tierkörper ab. Deshalb finden die Drohnenflüge oft schon kurz vor Sonnenaufgang statt. Je nach Sonneneinstrahlung und Temperaturentwicklung kann es dann vorkommen, dass bereits am späten Vormittag beim Absuchen keine aussagekräftigen Wärmeunterschiede mehr messbar sind.
Wenn der Drohnenpilot im Thermografie-Bild ein Rehkitz erkannt hat, schwebt er über der Stelle und zeigt so den Helfern den Fundort an. Für die schnelle Übermittlung von Informationen ist es sinnvoll, wenn das Team mit Funkgeräten ausgestattet ist. Der Landwirt kann dann entscheiden, ob er die Fundstelle beim Mähen großflächig ausspart oder ob Helfer (Wildhüter oder Jäger) das Tier aufnehmen und an einer schattigen Stelle am sicheren Wiesenrand wieder ablegen sollen. Wichtig ist dabei, dass die Jungtiere nicht mit der Hand berührt werden. Am besten Gras- oder Getreidebüschel verwenden, um eine Geruchsübertragung durch den direkten Körperkontakt zu vermeiden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Kitz von der Ricke nicht mehr erkannt oder sogar abgestoßen wird. Im Idealfall wird aus sicherer Entfernung überwacht, ob die Ricke das nach ihr rufende Jungtier wieder annimmt.
Auch wenn es in erster Linie um die Rettung von Rehkitzen geht, profitieren nicht nur die Wildtiere. Auch die Landwirte haben einen echten Mehrwert. Denn wenn ein unentdeckter Tierkadaver von der Wiese in den Ladewagen und weiter in die Silage gelangt, kann das im Viehbestand zu einer lebensbedrohlichen Botulinum Vergiftung führen.
Um das zu verhindern, ist die Rehkitz-Rettung mit Drohnen die schnellste, effektivste und auch schonendste Methode. Selbst große und unübersichtliche Wiesenflächen können in kurzer Zeit abgeflogen und zuverlässig überprüft werden. Und da die Grasfläche lediglich für das Entfernen des Jungtieres betreten werden muss, hält sich der entstehende Flurschaden durch niedergedrücktes Gras sehr in Grenzen. So gesehen ist die Rehkitz-Rettung sowohl für die Wildtiere als auch für den Landwirt eine echte Win-win-Situation.
Auch wenn sich in der Landwirtschaft die Rehkitzrettung mit Hilfe von Wärmebild-Drohnen mittlerweile etabliert hat, erfordern die Fluggeräte doch ein gewisses Investment. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland ein Förderprogramm eingerichtet. Eingetragene Vereine, deren Hauptaufgabe laut Satzung die Pflege und Förderung des Jagdwesens oder die Rettung von Wildtieren (Kitzrettung-Hilfe) ist, können einen Zuschuss für die Anschaffung einer eigenen Drohne beantragen. Die Fördervoraussetzungen, weitere Informationen und aktuelle Tipps können Jäger oder andere für die Kitzrettung infrage kommende Personen direkt auf der Internetseite des Bundesministeriums nachlesen.
Warum eine Drohne mit Wärmebildkamera bei der Rehkitzrettung hilft?
Große Wiesenflächen vor der Mahd abzulaufen und dabei gut im Gras versteckte Rehkitze zu finden, ist nicht besonders effizient. Wesentlich wirkungsvoller sind Drohnen, die mit Wärmebildkamera ausgestattet sind. Beim Überflug sind selbst tief im Gras versteckte Jungtiere als hell leuchtender Fleck im Thermal Bild zu erkennen. So können die Kitze rechtzeitig gefunden und in Sicherheit gebracht werden. Dabei lassen sich mit Drohnen selbst große landwirtschaftliche Nutzflächen in kurzer Zeit abfliegen.
Wie viel Zeit benötigt eine Drohne, um ein Feld nach Rehkitzen abzusuchen?
Je größer der Erfassungsbereich der Wärmebildkamera, desto schneller kann eine Wiese abgesucht werden. Der Erfassungsbereich wiederum ist von den Abmessungen des Kamerasensors und von der Flughöhe abhängig. Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass eine 5 ha große Wiese mit einem modernen Copter und bei manueller Steuerung in einer Flugzeit von ca. 15 – 20 Minuten abgesucht werden kann.
Ab welcher Fläche lohnt sich eine Drohne zur Kitzrettung?
Diese Frage lässt sich leider nicht konkret beantworten. Selbstverständlich kann man die Kosten, die durch die Begehung einer bestimmten Fläche entstehen, exakt ermitteln. Diese lassen sich dann mit den Kosten für einen Drohneneinsatz auf der gleichen Fläche vergleichen. Dabei wird man feststellen, dass Drohnen bei großen Flächen die schnellere und kostengünstigere Lösung sind. Wenn man jedoch die Erfolgsquote einer Drohne mit Wärmebildkamera beim Tierschutz betrachtet, lohnt es sich in jedem Fall, Drohnen auch auf kleineren Flächen zu nutzen.
Sind Drohnen zur Rehkitzrettung auch bei schlechtem Wetter einsetzbar?
Ob eine Drohne zur Rehkitzrettung auch bei Regen eingesetzt werden kann, muss in den technischen Unterlagen nachgeschlagen werden. Unter den Angaben zur IP-Schutzart treffen die Hersteller konkrete Aussagen darüber, wie hoch der Schutz vor Fremdkörpern und Feuchtigkeit ist.
Wie sicher ist der Einsatz von Drohnen bei der Rehkitzrettung?
Die technische Entwicklung bei Drohnen und Wärmebildkameras hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Demzufolge ist einerseits der Einsatz der Drohne selbst sehr sicher und andererseits wird die Kitzerkennung immer zuverlässiger. Vorausgesetzt, es wird in den frühen Morgenstunden oder am kühler werdenden Abend geflogen.
Was muss bei Neuanschaffung von Drohnen für die Rehkitzrettung ab 2024 beachtet werden?
Seit 2024 dürfen laut EU-Verordnung nur noch C-klassifizierte Drohnen in den Verkehr gebracht werden. In der EU-Verordnung sind Drohnen in verschiedene Gewichtsklassen eingeteilt und es exsistieren unterschiedliche Betriebskategorien. Unabhängig davon, hat das Luftfahrt-Bundesamt zum Zweck der Rehkitzrettung mit Bestandsdrohnen für 2024 eine zeitlich begrenzte Ausnahmeregelung getroffen. Wir empfehlen daher interessierten Personen sich ausgiebig über die aktuellen Regelungen und Vorgaben zu informieren, damit sie die richtige Drohnenauswahl bzw. Kaufentscheidung treffen.