Tapezierarbeiten bei der Renovierung » Tipps zum selber Tapezieren
Veröffentlicht: 24.11.2023 | Lesedauer: 8 Minuten
Egal, ob Neugestaltung, Umzug, Renovierung oder Sanierung: Viele Leute bevorzugen bei der farbigen Gestaltung von Wänden und Decken Malerarbeiten, da sie einfach und schnell durchzuführen sind. Zudem bietet ihrer Meinung nach die großflächige und einfarbige Raumgestaltung mit Farbe das ideale Wohn- und Arbeitsumfeld. Andere Menschen hingegen bevorzugen in ihrer Wohnung gut sichtbare Strukturen, wiederkehrende Muster oder eindrucksvolle Wandbilder. In diesem Fall stellt der Griff zur Tapete die ideale Lösung dar.
Doch leider denken viele Menschen beim Tapezieren schnell an Kleister triefende Papierbahnen, die beim Ankleben Falten werfen, schnell einreißen und nie so kleben, wie sie eigentlich sollten.
Deswegen werden für Tapezierarbeiten oft Maler oder andere Fachleute beauftragt, die diese Arbeiten professionell erledigen. Dabei ist es mittlerweile recht einfach, eine neue Tapete anzubringen, wenn man nur einige wenige Ratschläge beherzigt.
Gerne zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Wohnung oder Ihr Büro mit einem gelungenen Tapetenwechsel im Handumdrehen verschönern können. Selbst wenn Sie diesbezüglich keine langjährige Erfahrung besitzen.
Wird renoviert, geht es bei der Auswahl der passenden Tapete nicht nur um Struktur und Muster. Vielmehr ist nun auch das Material entscheidend.
Jahrzehnte lang waren Papiertapeten oder Raufasertapeten, bei denen Holzfasern zwischen den Papierschichten eingebracht wurden, das Maß der Dinge. Einige Papiertapeten wurden noch mit PVC, Metall oder Naturmaterialien, wie beispielsweise Kork, beschichtet.
Wie bereits eingangs erwähnt, lassen sich Papiertapeten nur schwer verarbeiten und noch schwerer wieder ablösen. Aus diesem Grund gibt es heute eine große Auswahl an Vliestapeten mit modernen Designs und in ansprechenden Farben. Diese Tapeten bestehen aus einer Mischung aus Zellulose und Textilfasern.
Sie quellen bei Kontakt mit Kleister nicht auf und lassen sich auch später wieder ganz leicht entfernen. Zudem gibt es Vliestapeten auch mit bewährter Raufaseroptik.
Unser Praxistipp: Anfertigungsnummer
Achten Sie beim Kauf von Tapeten auf die Anfertigungsnummer. Tapetenrollen mit der identischen Nummer sind aus der gleichen Charge und weisen keine Abweichungen in Farbe, Struktur oder Muster auf. Sollten Sie trotzdem mehrere Rollen mit unterschiedlichen Nummern haben, kleben Sie immer die Tapeten mit der gleichen Nummer an eine Wand.
Wenn die Wunschtapete gefunden wurde, stellt sich sofort die Frage nach der Anzahl der benötigten Rollen. Zu diesem Zweck sollte man bereits im Vorfeld die Größe der zu tapezierenden Fläche ermittelt haben. Wenn es sich bei den Tapeten um sogenannte Eurorollen handelt, ist die Tapete auf der Rolle 53 cm breit und 10,05 m lang. Die Rolle deckt demzufolge eine Fläche von 5,32 Quadratmeter ab. Allerdings muss bei der Berechnung auch der Überstand und das Muster beachtet werden. Denn große Muster erfordern oft auch einen größeren Versatz und somit einen längeren Überstand der Tapetenbahn. Im Zweifelsfall hilft eine persönliche und fachgerechte Beratung im Fachgeschäft weiter.
Bevor die neuen Tapeten an die Wand geklebt werden können, sind zunächst einige Vorarbeiten zu erledigen. Denn wie bei Malerarbeiten gilt auch beim Tapezieren: Je besser die Vorarbeit, desto leichter lässt es sich arbeiten und umso perfekter sieht später das Endergebnis der Renovierung aus.
Platz schaffen
Schaffen Sie Platz und räumen das Zimmer so gut es geht aus.
Sollte dies nicht möglich sein, stellen Sie die Möbel so zusammen, dass sie so wenig wie möglich beim Tapezieren stören.
Wenn Papiertapeten angebracht werden sollen, muss auch genügend Platz für einen Tapeziertisch geschaffen werden.
Decken Sie die Möbel mit Folie oder Tüchern und den Boden mit Malervlies und alten Zeitungen ab.
Alte Tapeten lösen
Grundsätzlich ist es möglich, alte Tapeten mit neuen zu überkleben. Wenn die alte Tapete aber unebene Schadstellen, Lufteinschlüsse in Blasenform oder großflächige Ablösungen aufweist, sollte sie entfernt werden.
Dazu wird sie mit einer Nadelwalze perforiert und anschließend mit Wasser besprüht. Wenn das Wasser die Tapete und den eingetrockneten Kleister gelöst hat, kann die alte Tapete zum Teil in kompletten Bahnen von der Wand abgezogen werden.
Mit einer Spachtel können die Reste leicht von der Wand abgeschabt werden, ohne dabei den Untergrund zu beschädigen. Die Entfernung alter Tapete ist zwar nervig, sollte aber gründlich durchgeführt werden
Vorbereiten der Wand
Der Untergrund für die neue Tapete muss glatt, sauber, trocken und tragfähig sein. Bei den Renovierungsarbeiten sollten alte Wandbeläge und Raufasertapeten entfernt werden, sofern die neue Tapete aus dünnem Papier besteht.
Vinyltapeten, die abwaschbar sind und vorzugsweise im Bad und in der Küche verwendet werden, können nicht übertapeziert werden und müssen vor dem Anbringen einer neuen Tapete entfernt werden.
Wie bei Malerarbeiten müssen beschädigte Stellen im Putz und nicht mehr benötigte Dübellöcher mit Feinputz oder Gips verschlossen und geglättet werden. Hervorstehende Nägel von Bildern sollten aus der Wand gezogen werden.
Grundieren und Strom abschalten
Gipskartonwände müssen unbedingt gespachtelt, geschliffen und grundiert werden. Wenn verputzte Wände stark sanden oder sehr saugfähig sind, müssen sie mit einer geeigneten Tapeziergrundierung oder Tiefengrund gestrichen werden.
Schalten Sie noch vor den ersten Tapezierarbeiten den zum Raum gehörenden Sicherungsautomaten ab, um die Stromzufuhr zu unterbrechen. Testen Sie mit einem Spannungsprüfer die erfolgreiche Stromabschaltung. Danach können die Abdeckungen von Steckdosen und Lichtschaltern entfernt werden. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch unsere Hinweise im Bereich Elektroarbeiten bei der Sanierung.
Unser Praxistipp: Grundierfarbe
Da besonders helle Vliestapeten stark lichtdurchlässig sind, kann ein fleckiger Untergrund unter Umständen unschön durchscheinen. Um das zu vermeiden, sollte die Wand vor dem Tapezieren mit einer gut deckenden Grundierfarbe gestrichen werden. Bei dunklen Tapeten sollte die Untergrundfarbe entsprechend abgetönt werden.
Tapetenkleister anrühren
Erwerben Sie beim Tapetenkauf auch gleich den zur Tapete (Vlies oder Papier) passenden Kleister. Dieser muss entsprechend den Herstellerangaben mit Wasser angerührt werden. Rühren Sie das Wasser in einen Eimer um und lassen das Kleisterpulver langsam in die Mitte des Strudels rieseln. Dadurch wird die Bildung von größeren Klumpen im Kleister wirkungsvoll vermieden. Anschließend benötigt der angerührte Kleister noch eine in der Anleitung angegebene Ruhezeit, damit er seine volle Klebewirkung entfalten kann.
Die exakte Vorgehensweise beim Tapezieren ist von den verwendeten Tapeten abhängig. Während die verschiedenen Vorarbeiten durchaus im Alleingang durchgeführt werden können, sollten Sie sich zum Tapezieren einen Helfer nehmen.
Papiertapeten verarbeiten
Bei Papiertapeten wird der Kleister auf die Tapetenbahn aufgebracht. Diese muss zuvor ausgemessen und auf die erforderliche Länge abgeschnitten werden. Dabei sollte oben und unten ca. 5 bis 15 cm Überstand eingerechnet werden, der zudem auch vom Tapetenmuster abhängig ist.
Für das Vorkleistern der Tapetenbahn sind ein Tapeziertisch und ein Kleisterroller bzw. eine Deckenbürste erforderlich. Der Kleberauftrag muss gleichmäßig und ganzflächig (auch die Ränder und die Ecken) erfolgen.
Die Enden der eingekleisterten Tapetenbahn werden anschließend nach innen zur Mitte eingeschlagen, sodass die eingekleisterten Flächen aufeinander liegen. Die ganze Bahn wird danach schlaufenförmig gefaltet und zur Seite gelegt.
Nach der vom Hersteller angegebenen Einwirkzeit für die optimale Durchfeuchtung kann die Tapete auf die trockene Wand aufgebracht werden. Sollte der Untergrund trotz Vorbehandlung noch sehr saugfähig sein, muss er ebenfalls vorgekleistert werden.
Wichtig!
Kleistern Sie niemals mehrere Bahnen gleichzeitig ein, da sonst die Einwirkzeiten bis zum Ankleben unterschiedlich lang sind und dadurch die Papiertapeten mehr oder weniger stark aufquellen. Besser ist es, die Bahnen einzeln und exakt nach Bedarf mit Kleister einzustreichen. Auch beim Anstrich der Wand mit Kleister sollten keine zu großen Flächen am Stück bearbeitet werden, da sonst der Kleber zu stark trocknet und die Tapete später nicht richtig hält.
Vliestapeten verarbeiten
Beim Verarbeiten von Vliestapeten wird lediglich die Wand mit einer Kleisterrolle vorgekleistert.
Die Vliestapete wird dann von der am Boden liegenden Rolle hochgezogen und ohne vorherigen Zuschnitt direkt an der Wand festgeklebt.
In der Praxis hat es sich bewährt, die Tapetenrolle in eine passgenaue Kartonschachtel zu legen, damit sie beim Abrollen der Bahn nicht wegrollen kann. Zudem kommt die Tapetenrolle dann auch nicht mit der eingekleisterten Wand in Berührung.
Die praktische Abrollvorrichtung kann schnell mit etwas Karton und Paketklebeband erstellt werden.
Ankleben der ersten Bahn
Grundsätzlich sollte vom Licht weg tapeziert werden. Deshalb wird am hellsten Punkt im Raum, also dem Fenster oder der Balkontür, begonnen. Damit die erste Bahn absolut gerade angeklebt wird, ist eine Hilfslinie mit der Wasserwaage an der Wand anzubringen.
Verwenden Sie dazu unbedingt einen Bleistift und machen Sie nur eine dünne Linie. Alternativ dazu eignen sich auch praktische Linienlaser.
Kleben Sie die erste Bahn am oberen Ende mit etwas Überstand zur Decke leicht fest. Arbeiten Sie dabei von oben nach unten und richten Sie die Bahn exakt an der Hilfslinie aus.
Vorhandene Luftblasen werden mit einer Tapezierbürste von der Mitte ausgehend seitlich aus der Tapete gestrichen. Mit einer Andruckrolle wird die ausgerichtete Tapetenbahn fest an die Wand gedrückt.
Um die Überstände oben und unten zu entfernen, nutzen Sie eine Tapezierschiene bzw. Kantenschiene und ein Cuttermesser.
Weitere Tapetenbahnen anfügen
Die nächste Bahn wird entsprechend dem vorhandenen Muster ausgerichtet und auf Stoß an die vorherige Bahn angeklebt. Das bedeutet: Die Bahnen liegen ohne Zwischenraum direkt nebeneinander, dürfen sich aber nicht überlappen.
Damit das Tapetenmuster am oberen und unteren Ende der Tapetenbahnen nicht zueinander verschoben ist, müssen Papiertapeten immer die gleiche Einwirkzeit aufweisen. Das ist besonders bei der Gestaltung mit Fototapeten aus Papier wichtig.
Bei Vliestapeten, die nicht aufquellen, ist zwischen den einzelnen Bahnen der perfekte Übergang im Tapetenmuster automatisch gegeben.
Hervorquellender Leim wird mit einem trockenen Schwamm oder Lappen entfernt und die Kanten werden mit einem Nahtroller angepresst.
Ecken, Kanten und Laibungen müssen bei Bedarf während des Anklebens der Tapetenbahn ausgeschnitten werden.
Tapezieren von Wandecken
Das Tapezieren von Ecken kann zur echten Herausforderung werden. Besonders dann, wenn die Wände und somit auch die Ecke schief sind. In diesem Fall ist es ratsam, die Tapetenbahn so anzubringen, dass sich in der Ecke ein Überstand von ca. zwei Zentimetern zur anderen Wand ergibt. Würde die Breite der Tapete eine größere Überlappung ergeben, schneiden Sie die Tapetenbahn auf die erforderliche Breite zu. Die an die Ecke anschließende Tapetenbahn wird dann wieder senkrecht ausgerichtet angeklebt. Die schmale Überlappung der beiden Bahnen wird in der Ecke später nicht auffallen.
Tapezieren von Fensternischen und Türumrandungen
Die Tapetenbahnen rechts und links der Fensternische sollten so angebracht werden, dass wenn sie nach innen eingeschlagen werden, bis zum Fensterrahmen reichen. Dazu wird die Tapete oben an der Kante der Fensternische und unten am Fensterbrett eingeschnitten. Nach dem Einklappen wird der Überstand zum Fensterrahmen passgenau abgeschnitten. Anschließend wird die Wand oberhalb und unterhalb der Fensternische tapeziert.
Bei Türen wird ähnlich verfahren, wobei man nur von einer Seite her tapeziert. Die Tapetenbahn wird oberhalb der Tür eingeschnitten und angeklebt. Anschließend kann die Bahn auch seitlich entlang des Türrahmens abgeschnitten werden.
Tapezieren in Heizkörpernähe
Die Tapetenbahnen werden so zugeschnitten, dass sie von allen Seiten ca. 15 Zentimeter hinter den Heizkörper reichen. Bei Bedarf kann die Wand hinter dem Heizkörper in der Grundfarbe der Tapete gestrichen werden. Dazu verwenden Maler schlanke und abgewinkelte Heizkörperpinsel, die leicht zwischen die Lamellen des Heizkörpers passen.
Das Tapezieren von Decken geht nach demselben Schema wie das Tapezieren von Wänden. Vorhandene Deckenleuchten oder Pendelleuchten müssen vorher abmontiert werden. Was dabei zu beachten ist, haben wir in unserem Ratgeber zu den Elektroarbeiten genau erklärt.
Da beim Tapezieren gegen die Schwerkraft gearbeitet werden muss, ist es sinnvoll, mit einem Helfer zu arbeiten, der beim Ansetzen der Tapetenbahnen Unterstützung leistet.
Damit die Tapetenbahnen sicher an der Decke haften, muss der Untergrund perfekt vorbereitet sein und es sollte ein spezieller und deutlich stärker haftender Deckenkleister verwendet werden. Dann ist die Feuchtigkeit bei einem späteren Farbanstrich auch kein Problem und die Tapete haftet sicher an der Decke.
Wenn die letzte Tapetenbahn angeklebt wurde, ist es sinnvoll, den Raum noch einmal genauer zu betrachten. Schauen Sie dabei besonders auf nicht abgewischte Leimreste, etwaige Lufteinschlüsse, hochstehende Ecken oder nicht abgeschnittene Überstände.
Die entdeckten Mängel können jetzt noch leicht beseitigt werden. Auch die Aussparungen im Bereich der Steckdosen, Lichtschalter und Rollogurt-Schächten lassen sich bei der noch feuchten Tapete leicht durchführen.
Wenn alles passt, geben Sie der Tapete ausreichend Zeit zum Abtrocknen. Falls unmittelbar nach dem Tapezieren übermäßig durchgelüftet wird, um den Leimgeruch schnell los zu werden, trocknet die Tapete unter Umständen zu schnell, wodurch die Nähte aufplatzen können.
Das ist auch der Grund, warum Fenster und Türen während des Tapezierens geschlossen bleiben sollten.
Schlechte Vorbereitung des Untergrunds
Wenn der Untergrund nicht richtig vorbehandelt wurde, können sich Unebenheiten und Flecken an der neuen Tapete abzeichnen. Im schlimmsten Fall haftet die neue Tapete nicht oder nur schlecht.
Material nicht prüfen
Oftmals werden die Anfertigungsnummer und Verarbeitungshinweise des Herstellers missachtet.
Kleister nicht richtig auftragen
Besonders Kanten und Ecken der Tapetenbahnen werden oft mit zu wenig Kleister bestrichen.
Weichzeit nicht einhalten
Bei Papiertapeten wird die Weichzeit oft nicht eingehalten. Die Tapete weicht an der Wand nach und wirft dann Falten.
Schiefer Ansatz der ersten Bahn
Die erste Bahn wird nicht absolut gerade angeklebt, wodurch das Muster nicht gerade zur Deckenkante verläuft.
Tapete vor dem Aufkleben einschneiden
Auch wenn die Verlockung groß ist, sollten Ausschnitte für Fensterbretter o.ä. erst dann gemacht werden, wenn die Tapetenbahn an der Wand klebt. Besonders Papiertapeten können bei den Einschnitten sehr leicht reißen.
Zu schnelle Trocknung
Unmittelbar nach dem Tapezieren wird oft sofort gelüftet oder geheizt, wodurch die Oberfläche der Tapete zu schnell trocknet. Durch den noch feuchten Kleister können die Nahtstellen der Bahnen aufplatzen oder die Tapete kann sich großflächig von der Wand lösen.