Ratgeber
Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz kommen als Bestandteil gebäudeumfassender Sicherheitskonzepte zum Einsatz. Sie schützen angeschlossene Geräte vor Schäden durch Überspannungen, wie sie beispielsweise durch Blitzeinschläge oder elektrostatische Entladungen entstehen können.
Wie das funktioniert und worauf bei der Auswahl solcher Steckerleisten zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Die Stromversorgung elektrischer Verbraucher in privaten Haushalten, kleineren Industriebetrieben, Gewerbe und dergleichen erfolgt normalerweise über das Niederspannungsnetz. Die Spannung, die das Netz liefert, beträgt um die 230 Volt und ist im Idealfall stabil oder Spannungsschwankungen sind derart gering ausgeprägt, dass sie keinerlei Einfluss auf die Funktionalität der angebundenen Elektrogeräte haben. Leider ist das nicht immer so. Es kann zu Spannungsspitzen kommen, durch die hohe Ströme ins Stromnetz gelangen und angeschlossene Verbraucher irreversibel beschädigt werden können. Überspannungen entstehen durch elektrostatische Entladungen, durch Einkopplungen aus anderen Leitungen, durch Blitzschlag oder auch durch Schaltvorgänge. Vor allem Computer, Smart TVs, Stereoanlagen und andere Geräte der Unterhaltungselektronik sind aufgrund empfindlicher elektronischer Komponenten wie Motherboards oder Netzwerkkarten besonders anfällig für Schäden durch zu hohe Spannungen. So passiert es nicht selten, dass ein Fernseher nach einem Blitzeinschlag nicht mehr funktioniert.
Tatsächlich sind Blitze die Hauptursache von Schäden durch Überspannung. Schlägt ein Blitz in ein elektrisches System, beispielsweise über eine Außenantenne, ein, überträgt sich sein Strom auf die umliegenden elektrischen Leitungen. Dabei entstehen Leiterschleifen, die im Umkreis von circa 200 Metern zu erhöhten elektrischen Spannungen führen.
Diese führen zu Schäden an elektronischen Komponenten bzw. Elektrogeräten, wenn kein Blitzschutz in der Hausspeisung und der hausinternen Verteilung installiert ist. Überspannungen können nicht nur in Stromleitungen, sondern auch in Telefon- und Antennenleitungen entstehen. Daran angebundene Geräte wie Telefone und Router können dann ebenfalls Beschädigungen davontragen. Generell besteht Überspannungsgefahr bei allen Geräten, die mit Metallleitungen verbunden sind.
Doch wie begegnet man dem Problem, wenn man nicht bei jedem Gewitter alle Stecker aus den Steckdosen ziehen und die Geräte vom Spannungsnetz trennen möchte? Die Antwort: Mit einem Überspannungsschutz. Ein Überspannungsschutz schützt Elektrogeräte vor zu hohen elektrischen Spannungen. Es handelt sich dabei um ein dreistufig aufgebautes Konzept aus Schutzmaßnahmen und -einrichtungen, die auf unterschiedlichen Gebäudeebenen eingesetzt werden. Man differenziert in dem Zusammenhang Grobschutz, Mittelschutz und Feinschutz. Der Grobschutz wird am Hausanschlusskasten oder an der Zählerstelle eines Gebäudes installiert und hat die Aufgabe, direkt gegen den Blitzstrom zu wirken. Er leitet einen Großteil der Energie ab und sorgt dafür, dass nur eine Restspannung kleiner als 6.000 V, bei neueren Systemen kleiner als 1.300 Volt übrig bleibt. Für Elektrogeräte ist die Spannung aber noch deutlich zu hoch.
Der Mittelschutz befindet sich meist in den Etagen- bzw. Unterverteilern. Er begrenzt die Überspannung im Leitungsnetz weiter, so dass maximal 600 bis 2.000 V übrigbleiben. Auf diese Weise werden Installations- und Gebäudetechnik geschützt, aber immer noch keine elektronischen Geräte.
Der Feinschutz schützt Steckdosen und daran anschließende Leitungen wie Gerätenetzkabel. Er begrenzt die Restspannung auf 230 bis 250 Volt, so dass Elektrogeräte bei Spannungsspitzen weiterhin mit der richtigen Betriebsspannung versorgt werden. Der Feinschutz kann sowohl in ein Gerät eingebaut sein als auch als externe Komponente nachgerüstet werden.
Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz sind Schutzeinrichtungen für elektrische Geräte und gehören zur Ebene des Feinschutzes. Sie kommen zum Einsatz, wenn bereits ein Grob- und Mittelschutz vorhanden sind, und reduzieren Spannungsspitzen so weit, dass angeschlossene elektrische Verbraucher nicht durch Überspannung beschädigt werden.
Zwar sind Elektrogeräte mit CE-Kennzeichnung meist bauseits mit einem integrierten Überspannungsschutz ausgestattet, bei teuren und empfindlichen Geräten wie Computern, Laptops, Tablets, HiFi-Anlagen und Komponenten der Netzwerktechnik kann ein zusätzlicher Schutz jedoch durchaus sinnvoll sein. Moderne Elektrogeräte werden immer kleiner gebaut und trotzdem leistungsstärker, wodurch sie sensibler auf Überspannungen reagieren.
Ob eine Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz von Nutzen ist, hängt vom Wert und der Empfindlichkeit der Geräte ab und davon, ob sich die Investition im Vergleich zu den Ausgaben im Fall eines Defekts finanziell rechnet. Nutzen Sie einen Mehrfachverteiler ohne Überspannungsschutz, kann es sein, dass im Fall eines Blitzschlags sämtliche angeschlossenen Geräte mit einem Mal zerstört werden, was sich aufsummieren kann. Bei einer Steckdosenleiste mit Schutzeinrichtung besteht das Risiko nicht.
Steckdosen mit Überspannungsschutz sind häufig mit Schutzelementen in Gestalt von Varistoren ausgestattet, die hohe Ströme umgehend zur Erde ableiten, so dass sie von angeschlossenen Verbrauchern ferngehalten werden. Varistoren sind elektrische Bauelemente, deren Widerstand sich abhängig von der elektrischen Spannung ändert. Es handelt es sich um Scheiben aus zusammengepressten Metalloxiden, allen voran Zinkoxid, die in einen keramischen Halbleiter eingesintert sind. Tritt eine Überspannung auf, fällt der Widerstand massiv ab, wodurch die Spannung abgeleitet wird.
Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz werden genauso verwendet wie normale Steckdosenleisten. Sie werden per Stromkabel bzw. Stecker in eine vorhandene Steckdose gesteckt, die zum Niederspannungsnetz führt, und funktionieren dann als Verteiler für Elektrogeräte. Zu diesem Zweck sind sie mit mehreren Steckdosen ausgestattet, an die die elektrischen Verbraucher angeschlossen werden. Bei den Steckdosen handelt es sich um Schutzkontakt-Steckdosen. In Schutzkontakt-Steckdosen können Eurostecker, Stecker vom Typ F oder Stecker vom Typ C als Gerätestecker eingesteckt werden. Manche Steckdosenleisten bieten noch weitere Steckplätze und Anschlussmöglichkeiten, beispielsweise für USB-Kabel, DVB-C-/Koax-Kabel, ISDN- und Netzwerkgeräte mit RJ-45-Stecker oder für Telefon und Fax mit RJ-11-Stecker.
Insbesondere für Computer-Arbeitsplätze gut geeignet sind Master-Slave-Steckdosenverteiler. Dabei handelt es sich um Mehrfachsteckdosen, bei denen die Master-Steckdose den anderen Steckplätzen (Slaves) übergeordnet ist. Die Slave-Steckdosen werden nur dann mit Strom versorgt, wenn das Gerät an der Master-Steckdose in Betrieb ist. In der Praxis wird der Computer an die Master-Steckdose angeschlossen, während die Slave-Steckdosen dem Anschluss von Peripheriegeräten wie Bildschirmen, Druckern, Lautsprechern vorbehalten sind.
Zu den wichtigsten Parametern beim Kauf einer Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz zählen die maximale Spannung und der maximale Ableitstrom. Je höher beide Werte sind, desto mehr Schutz bietet die Mehrfachsteckdose bei einem Überspannungsereignis – und umso besser sind die angeschlossenen Geräte im Ernstfall abgesichert.
Anzahl und Art der Steckplätze sind ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium. Eine Steckerleiste sollte mindestens so viele Steckdosen haben, wie Geräte angeschlossen werden sollen. Ein paar Steckdosen mehr zur Verfügung zu haben, ist nie verkehrt.
Falls später neue Geräte hinzukommen, sind Sie mit einer höheren Anzahl Steckdosen für Reservezwecke gut ausgestattet und müssen keinen größeren Verteiler anschaffen. Möchten Sie nicht nur elektrische Geräte mit Schuko-Netzstecker anschließen, sondern beispielsweise auch USB-Geräte laden, achten Sie bei der Auswahl auf einen entsprechenden USB-Anschluss (USB-Charger).
Beim Stromsparen helfen Steckdosenleisten mit Schalter. Ein Schalter ermöglicht es ähnlich einer Power-Taste, die Stromversorgung für den gesamten Verteiler ein- oder auszuschalten. Etwas teurer, aber nützlich, wenn Sie nur bestimmte Geräte benötigen und selten alle gleichzeitig, sind Steckdosenverteiler, bei denen jeder Steckplatz einzeln schaltbar ist. Von Vorteil ist es, wenn Steckdosenleisten mit beleuchteten Schaltern oder Funktionskontroll-Leuchten ausgestattet sind. So lässt sich schnell erkennen, ob eine Mehrfachsteckdose gerade Strom führt oder nicht.
Ebenfalls relevant ist die Länge des Kabels, mit dem die Steckdosenleiste mit dem Stromnetz verbunden wird. 1,5 Meter sollten es mindestens sein. Nicht zu vernachlässigen ist das Material des Steckdosengehäuses. Bei einfachen Mehrfachsteckdosen besteht das Gehäuse aus Kunststoff, höherwertige Ausführungen haben ein Aluminium-Gehäuse. Letztere sind robuster und strapazierfähiger und in Verbindung mit einem hohen IP-Schutz auch für den Einsatz in anspruchsvolleren Umgebungen geeignet.
Steckdosenleisten mit erhöhtem Berührungsschutz sorgen für eine sicherere Handhabung. Ein Berührungsschutz ist eine spezielle Vorrichtung, mit der die Öffnungen einer Steckdose erst dann freigegeben werden, wenn die Stifte des Netzsteckers gleichzeitig eingesteckt werden.
Der Überspannungsschutz von Steckdosenleisten ist auf die Anzahl der Steckplätze abgestimmt. Das heißt, Sie sollten keine Unterverteiler zur Erweiterung der Steckplätze anstecken, denn dann wäre der Überspannungsschutz überlastet und entsprechend hinfällig. Es darf immer nur ein Gerät pro Steckplatz angeschlossen sein, damit der Überspannungsschutz einer Steckdosenleiste funktioniert.
Was bedeuten Angaben zum maximalen Versicherungsschutz bei Steckdosenleisten?
Manche Hersteller geben zu den von ihnen angebotenen Steckdosen einen maximalen Versicherungsschutz an. Das hat mit der Herstellerhaftung zu tun. Liegt eine Fehlfunktion einer Steckdosenleiste vor und führt diese zu Schäden an angeschlossenen Geräten, kann man einen neuwertigen Ersatz beim Hersteller einfordern. Allerdings nur in Höhe des maximalen Versicherungsschutzes. Deswegen sollte der Gesamtwert aller angeschlossenen Geräte die angegebene Versicherungssumme nicht übersteigen. Voraussetzung für eine Herstellerhaftung ist, dass tatsächlich ein Defekt der Steckdosenleiste ursächlich für die Schäden ist und nicht etwa eine Unterdimension des Ableitstroms, eine Überbelegung oder ein Defekt in der Elektroinstallationsumgebung.
Mit was für Arten von USB-Anschlüssen sind Steckdosenleisten ausgestattet?
Steckdosenleisten, die eine Stromversorgung von USB-Geräten ermöglichen, haben üblicherweise USB-A-Anschlüsse, wie man sie auch von USB-Sticks, Mäusen und Tastaturen kennt. Neuere Mehrfachsteckdosen sind teilweise sogar mit USB-C-Ladebuchsen ausgestattet, die Smartphones und Tablets mit Strom versorgen. Praktisch ist es, wenn die USB-Ports von den Steckdosen unabhängig ein- und ausgeschaltet werden können.
Befindet sich der Schalter einer Steckdosenleiste immer direkt am Gehäuse?
Nein, Steckdosenleisten mit Schalter können unterschiedlich ausgeführt sein. Klassischerweise befindet sich der Schalter direkt am Steckdosengehäuse, es gibt aber Ausführungen, in denen der Schalter extern als Fußschalter realisiert ist. Darüber hinaus werden Steckerleisten angeboten, die sich per Fernbedienung an- und ausschalten lassen. Das ist insbesondere bei schwer erreichbaren Leisten eine gute Option, bei denen man sonst mühsam an den Schalter heranreichen müsste.