Reifen selbst wechseln » So klappt es
Aktualisiert: 15.03.2023 | Lesedauer: 13 Minuten
Einen Reifenwechsel können die wenigsten Leute selbst vornehmen. Aber auch wenn Autofahrer von Sommerreifen, Winterreifen oder Reifenwechsel sprechen, meinen sie nie den eigentlichen Reifen sondern meistens das PKW-Komplettrad. Also den auf eine Felge aufgezogenen Reifen.
Die große Tauschaktion beim Reifenwechsel ist zwei Mal im Jahr angesagt.
Im Frühling müssen die Winterreifen vom Auto abgeschraubt und die Sommerreifen angeschraubt werden. Und kurz vor dem Winter wird alles wieder rückgängig gemacht.
Wer nicht selber schrauben kann oder will, ist auf die Hilfe einer Werkstatt angewiesen.
Doch erfahrungsgemäß sind Mitarbeiter einer Werkstatt immer genau zu dieser Zeit mit dem saisonalen Wechsel hoffnungslos überlastet. Terminverschiebungen mit langen Wartezeiten und nicht unerhebliche Kosten sind dann regelmäßig die Folge.
Dabei könnte man sich die Zeit, den Frust und auch das Geld sparen, wenn man die Räder selber wechselt.
Doch viele Autofahrer schrecken davor zurück, da sie weder die Erfahrung noch das notwendige Know-how besitzen. Dabei ist ein Radwechsel ganz einfach. Und wenn man etwas Erfahrung im Räderwechseln gesammelt hat, kann man sich bei einer Reifenpanne leicht selber helfen und das Ersatzrad im Handumdrehen montieren.
Im Prinzip reicht das Bordwerkzeug aus, um ein Rad am Fahrzeug zu wechseln. Allerdings ist dieses Werkzeug eher für den Notfall gedacht. Wenn alle vier Räder gewechselt werden sollen, ist es von Vorteil, wenn das richtige Werkzeug zur Verfügung steht:
Rangierwagenheber
Ein Rangierwagenheber kann leicht an der erforderlichen Stelle positioniert und angesetzt werden.
Zudem bietet er den Vorteil, dass der Kraftaufwand zum Anheben des Fahrzeuges sehr gering ist. Durch Öffnen eines Ventils kann der Wagen ebenso schnell wieder abgelassen werden.
Ein weiterer Vorteil: Auf einem Rangierwagenheber steht das Fahrzeug deutlich stabiler als auf dem wackeligen Kurbelwagenheber aus dem Kofferraum.
Zudem werden neuere Fahrzeuge mittlerweile oft ohne Ersatzrad und Wagenheber ausgeliefert. Stattdessen sind Reifenpannenspray und Kleinkompressor im Kofferraum zu finden.
Radmutternschlüssel oder Radkreuz
Radmutternschlüssel bieten dank Teleskopfunktion eine Hebelverlängerung. Somit sind auch festsitzende Radschrauben oder Radmuttern leicht zu lösen.
Ein Radkreuz benötigt zwar etwas mehr Kraft, kann aber leicht in Rotation versetzt werden. Schrauben lassen sich so schnell entfernen oder eindrehen.
Ein Schlagschrauber mit Druckluftantrieb, so wie ihn die Profis in der Kfz-Werkstatt haben, ist bei Privatschraubern eher nicht anzutreffen.
Aber mittlerweile gibt es für den Reifenwechsel gute Akku-Schlagschrauber zum Lösen von festsitzenden Muttern und Schrauben.
Drehmomentschlüssel
Um die Radverschraubungen nach der Montage mit der notwendigen Kraft anziehen zu können, ist ein Drehmomentschlüssel erforderlich.
Dieser kann auf den erforderlichen Anzugsmoment individuell eingestellt werden. Dadurch ist gewährleistet, dass die Radbolzen bzw. Schrauben weder zu fest noch zu lose angeschraubt werden.
Wichtig:
Nach dem Gebrauch muss ein mechanisch vorgespannter Drehmomentschlüssel zurück auf den Wert „Null“ eingestellt werden. Der Schlüssel darf nicht vorgespannt, also mit einem eingestellten Anzugsmoment von z.B. 110 Nm, gelagert werden.
Grundsätzlich reichen diese drei Hilfsmittel aus, denn alles was sonst noch benötigt wird, ist in der Regel in jedem Haushalt bzw. in jeder Garage zu finden.
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Profiltiefe prüfen
Man kann sich viel zusätzliche Lauferei ersparen, wenn man sich das benötigte Material und das Werkzeug für den Reifenwechsel vorbereitet. In der Praxis kann man sich die neuen Räder so zurechtlegen, wie sie am Fahrzeug montiert werden sollen. Dabei sind die Laufrichtung und die Profiltiefe zu beachten.
Manche Reifen sind nur für eine Laufrichtung ausgelegt. Die Laufrichtung des Reifens ist dann an der Reifenflanke ersichtlich. Für die für die Messung der Profiltiefe gibt es kleine Messschieber. Die Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 mm, wobei Winterreifen nicht so stark abgefahren werden sollten. Experten raten bereits bei einer Profiltiefe von 4 mm die Reifen gegen neue Exemplare auszutauschen.
Damit sich die Reifen gleichmäßig abnutzen, sollte man das Paar mit der größeren Profiltiefe immer an der angetriebenen Achse montieren.
DOT-Nummer prüfen
Die Abkürzung DOT steht für "Department of Transportation", das Verkehrsministerium der Vereinigten Staaten. Bereits 1980 führte diese Behörde ein, dass auf jedem Reifen u.a. auch das Herstellungsdatum angegeben sein muss. Die DOT-Angabe befindet sich auf der Reifenflanke. Sie setzt sich aus unterschiedlichen Ziffern- und Nummernblöcken zusammen, die Auskunft über den Herstellungsort, die Reifengröße, die Typenbezeichnung und das Produktionsdatum geben.
Interessant dabei sind die letzten vier Zahlen, denn die geben das Produktionsdatum und somit das Alter des Reifens an. Wenn dort die Zahl 1918 zu lesen ist, wurde der Reifen in der 19. Kalenderwoche des Jahres 2018 gefertigt.
Wichtig:
Je älter ein Reifen, desto schlechter wird seine Bodenhaftung. Reifen die älter als 8 Jahre sind, sollten unbedingt erneuert werden. Auch wenn die Profiltiefe noch ausreichend wäre.
Passende Radschrauben/Radmuttern bereitlegen
Wichtig beim Radwechsel ist immer die zur Felge passenden Radmuttern bzw. Radbolzen zu verwenden. Denn hier gibt es unterschiedliche Ausführungen. Diese unterscheiden sich neben der Größe auch durch den Sitz in der Felge. Es wird zwischen Kegelbund und Kugelbund unterschieden.
Nur wenn die zur Felge passenden Schrauben verwendet werden, findet eine formschlüssige Kraftübertragung statt. Unpassende Schrauben können die Felge beschädigen und sich während der Fahrt lockern.
Wichtig ist auch die richtige Länge der Schrauben. Da Alu-Felgen eine höhere Materialstärke als Stahlfelgen aufweisen, benötigen Alu-Felgen im Regelfall längere Schrauben. Eine Faustformel besagt, dass die tragende Länge bei Radschrauben 80% des Nenndurchmessers betragen sollte. Bei eine M14 Schaube sind das mindestens 11,2 mm. Das sind ca. 7,5 Umdrehungen bei einer Steigung von 1,5 mm.
Geeigneten Montageort wählen
Der Radwechsel sollte auf einem ebenen, flachen und ausreichend befestigten Untergrund stattfinden, damit das aufgebockte Fahrzeug nicht kippen oder wegrutschen kann. Wenn die Räder auf der Achse festklemmen oder sogar angerostet sind, ist zum Lösen ein entsprechender Kraftaufwand erforderlich. Spätestens dann ist ein sicherer Stand des Fahrzeuges unumgänglich.
Bevor es daran geht, ein Rad zu wechseln, muss das Fahrzeug richtig abgestellt und vor dem Wegrollen gesichert werden. Das Fahrzeug sollte so stehen, dass seitlich ausreichend Platz ist und man gut an den Rädern arbeiten kann.
Danach wird der 1. Gang eingelegt und die Handbremse angezogen. Bei Fahrzeugen mit Automatik-Getriebe wird der Gangwahlhebel auf „P“ gestellt.
1. Radverkleidungen abnehmen
Sollten die Felgen mit Radzierblenden verkleidet sein, so müssen diese abgenommen werden.
Von einem Abhebeln mit dem Schraubendreher ist dabei abzuraten, denn dabei kann die Felgen leicht zerkratzt werden.
An diesen Stellen fangen die Felgen dann sehr schnell an zu rosten.
2. Radverschraubung lockern
Im nächsten Schritt müssen die Radverschraubungen entgegen dem Uhrzeigersinn gelockert werden. Die dazu notwendigen Kräfte sind zum Teil sehr hoch. Darum ist es erforderlich, dass der Wagen dazu noch auf den Rädern steht.
Wichtig: Auch wenn die Versuchung groß ist, aber ein Drehmomentschlüssel ist nicht dafür ausgelegt, festsitzende Schrauben zu lösen. Schlagschrauber sind dafür weitaus komfortabler.
Falls erforderlich kann man ein geeignetes Verlängerungsrohr aus Metall am Radkreuz aufschieben, um per Hebelwirkung die Verschraubungen leichter zu lösen.
Falls Spezialschrauben zur Diebstahlsicherung (Felgenschlösser) eingesetzt sind, ist noch vor Beginn der Arbeiten der passende Steckaufsatz bereitzulegen.
3. Fahrzeug anheben
Jedes Fahrzeug hat am Rahmen speziell vorbereitete und verstärkte Stellen, an denen es angehoben werden darf. Zum Teil sind die Stellen am Rahmen markiert und so leicht auffindbar. Im Zweifelsfall kann auch die Bedienungsanleitung des Fahrzeuges weiterhelfen.
Es ist ausreichend, das Fahrzeug nur soweit anzuheben, dass zwischen der Lauffläche des Reifens und dem Boden zwei bis drei Zentimeter Luft ist.
Wichtig: Beim Einsatz eines Rangierwagenhebers ist nach dem Anheben der Bedienhebel zu entfernen, um die Stolpergefahr zu minimieren. Zur Sicherheit wird noch ein Unterstellbock unter den Rahmen gestellt, falls der Wagenheber nachgeben sollte.
4. Verschraubungen entfernen
Nun können die Radmuttern bzw. Radbolzen entfernt werden. Diese am besten in eine Ablage geben und nicht auf den schmutzigen Boden fallen lassen. Beim Einsatz von Alufelgen muss sehr genau darauf geachtet werden, dass das Radkreuz oder der Radmutternschlüssel sauber angesetzt wird, damit keine Schrammen an der polierten Felge entstehen.
Wichtig: Bevor die letzte Verschraubung entfernt wird, muss die Felge mit einer Hand fest gegen die Radnabe gedrückt werden. Dadurch kann das Rad nicht vorzeitig von der Radauflage abrutschen oder verkanten. Zudem hat es sich in der Praxis bewährt, die oberste Verschraubung erst ganz zum Schluss zu lösen.
5. Radmarkierung anbringen
Das abgenommene Rad sollte dann gleich mit einer Rad- bzw. Reifenmarkierung versehen werden.
So weiß man auch noch nach Monaten, wo genau das Rad montiert war.
Alternativ zu den Markierungen kann auch ein für Gummi geeigneter Markierungsstift verwendet werden.
Die Beschriftung Hinten Links (HL), Hinten Rechts (HR), Vorne Links (VL) und Vorne Rechts (VR) bezieht sich dann immer auf die Fahrtrichtung.
6. Radauflage reinigen
Nun müssen am Fahrzeug die Felgenauflage und die Radzentrierung mit einer Drahtbürste gründlich von Rost und Verschmutzungen gereinigt werden.
Bei der Gelegenheit kann man gleich einen Blick auf die Bremsanlage und das Fahrwerk werfen. Die Bremsklötze müssen eine noch ausreichende Dicke aufweisen und die Bremsscheibe muss blank und ohne Riefen sein.
An den Bremsleitungen und am Stoßdämpfer darf keine Feuchtigkeit austreten. Die Gummis der Achsmanschetten dürfen nicht poröse oder eingerissen sein.
7. Radzentrierung fetten
Bevor das zu montierende Rad aufgesetzt wird, ist noch die Radzentrierung mit einem temperaturbeständigen Fett wie z.B. Kupferpaste oder Keramikpaste zu behandeln.
Wichtig dabei:
Nicht die komplette Radauflage einfetten, sondern nur den Ring in der Mitte der Felgenauflage, der die Felge zentriert.
Dadurch wird verhindert, dass die Felge auf der Radnabe festrostet.
8. Laufrichtung kontrollieren
Bevor das neue Rad montiert wird, sollte die Laufrichtung kontrolliert werden.
Das Symbol für die Laufrichtung bzw. Rotation ist nicht einheitlich festgelegt. Es kann je nach Hersteller unterschiedlich aussehen.
Achten Sie vor der Radmontage auch darauf, dass die passenden Schrauben/Radbolzen bereit liegen.
Werden wieder dieselben Radbolzen verwendet, sind diese vor dem Einschrauben mit einer Stahlbürste zu reinigen.
9. Rad ansetzen
Nun kann das neue Rad auf die Radnabe aufgesetzt werden. Wichtig dabei ist, dass die Schraubenlöcher der Felge mit den Gewindebohrungen in der Nabe deckungsgleich sind.
10. Verschraubungen montieren
Jetzt können die Verschraubungen montiert werden. Idealerweise beginnt man mit der obersten, damit das Rad sicher auf der Nabe gehalten wird.
Wichtig: Die Verschraubungen müssen sich leicht drehen lassen. Eine schwergängige oder klemmende Verschraubung wurde schief angesetzt und darf nicht mit Gewalt angezogen werden. In diesem Fall muss man die Verschraubung wieder lösen und gerade ansetzen.
11. Verschraubungen handfest anziehen
12. Fahrzeug teilweise ablassen
Wenn das Rad montiert wurde, kann der Unterstellbock entfernt werden.
Nun wird der Wagen vorsichtig nur soweit abgelassen, bis das Rad den Boden berührt.
Wichtig: Lassen Sie das Fahrzeug nicht komplett ab. Denn wenn der Druck auf den Reifen noch nicht so groß ist, kann sich das Rad beim Festziehen der Verschraubung noch optimal ausrichten. Durch die leichte Bodenreibung ist aber genügend Widerstand vorhanden, dass sich das Rad beim Festschrauben nicht drehen kann.
13. Radverschraubungen anziehen
Jetzt werden die Radverschraubungen mit dem Drehmomentschlüssel über Kreuz festgezogen.
Welcher Anzugsmoment am Drehmomentschlüssel eingestellt werden muss, kann im Bordbuch des Fahrzeuges nachgelesen werden.
Wichtig: Den Drehmomentschlüssel nur solange betätigen, bis das typische „Knack-Geräusch“ zu hören ist.
14. Wagen komplett ablassen
Wenn alle Schrauben mit dem erforderlichen Drehmoment festgezogen wurden, kann der Wagen vollständig abgelassen werden.
15. Luftdruck prüfen
Nachdem alle vier Räder auf die gleiche Weise gewechselt wurden, ist mit einem Reifendruckprüfer der Luftdruck in den montierten Reifen zu prüfen.
Der richtige Luftdruck ist entscheidend für ein gutes Fahrverhalten. Ein falscher Luftdruck kann zu erhöhtem Verschleiß der Reifen und zu einem erhöhtem Treibstoffverbrauch führen.
Die erforderlichen Werte stehen entweder innen auf dem Tankdeckel, an den Türholmen oder auch im Fahrzeugbuch.
16. Radzierblenden montieren
Sollten an den neuen Rädern Radzierblenden benutzt werden, können diese jetzt montiert werden. Achten Sie dabei darauf, dass die Radzierblenden meistens eine Aussparung für das Ventil haben und demzufolge nur korrekt ausgerichtet montiert werden können. Die Blenden müssen fest auf der Felge halten und ringsum sauber anliegen.
17. Reifendrucksensoren anlernen
Zum Schluss müssen noch die Reifendrucksensoren (falls vorhanden) am Reifendruck-Kontrollsystem angelernt werden.
Bei manchen Fahrzeugen muss im Bordcomputer der Reifentyp (Sommerreifen oder Winterreifen) eingegeben werden. Weitere Informationen diesbezüglich sind im Bordbuch zu finden.
18. Radverschraubungen nachziehen
Nach ca. 50 bis 100 Kilometern sind die Radverschraubungen noch einmal mit dem Drehmomentschlüssel auf festen Sitz zu prüfen.
Nach der Demontage müssen die Räder markiert werden, damit man nach 6 Monaten noch weiß, wo das Rad montiert war. Anschließend ist es erforderlich das Rad gründlich zu reinigen. Zu diesem Zweck werden spezielle Felgenreiniger angeboten.
Nachdem das Rad getrocknet ist, sollte der Reifen überprüft werden. Größere Steinchen, die sich im Reifen zwischen den Profilblöcken verklemmt haben, sollten entfernt werden. Zudem muss der Reifen auf Verschleiß oder Beschädigungen geprüft werden. Der Reifen darf weder Risse noch Schnitte aufweisen.
Eine ungleichmäßige Abnutzung kann auf eine fehlerhafte Achseinstellung hindeuten. Dann sollte das Fahrwerk am Fahrzeug von einer Kfz-Fachwerkstatt vermessen werden. Wenn alles in Ordnung ist, können die Reifen bzw. Räder eingelagert werden. Dabei ist es wichtig Kompletträder liegend oder hängend zu lagern. Lediglich Räder ohne Felge können stehend gelagert werden.
Für die perfekte Lagerung sind Felgenbäume geeignet. Denn die Räder werden platzsparend übereinander angeordnet ohne dabei aufeinander zu liegen. Bei den meisten Felgenbäumen ist noch eine Abdeckplane dabei, um die Räder vor Staub, Schmutz oder Sonneneinstrahlung zu schützen.
Wechsel von Sommerreifen auf Winterreifen
Für viele Autofahrer ist der Wechsel von Sommerreifen auf Winterreifen die einzige Maßnahme, um ihr Auto für den Winter vorzubereiten. Es ist aber noch ein wenig mehr zu machen, damit Ihr Fahrzeug fit für den Winter ist. Mit unserem Ratgeber zeigen wir Ihnen gerne, was alles zu tun ist.
Wann muss ein Reifenwechsel durchgeführt werden?
Einen gesetzlich vorgeschriebenen Termin für den Reifenwechsel gibt es nicht. Die Regelung Oktober und Ostern dient lediglich als grober Richtwert. Der tatsächliche Zeitpunkt zum Reifenwechsel ist wetterabhängig. Sollten bereits Ende September winterliche Straßenverhältnisse sein, müssen Winterreifen genutzt werden.
Dürfen Radbolzen oder Radmuttern gefettet werden?
Die Frage kann mit einem eindeutigen „Nein!“ beantwortet werden. Beim Anziehen einer Radverschraubung treten am Gewinde Reibungskräfte auf. Diese Reibungskräfte werden durch Zugabe von Schmiermitteln verringert. Wenn nun die Radverschraubung mit dem vorgeschriebenen Drehmoment festgezogen wird, ist die Zugbelastung der Verschraubung deutlich zu groß. Aus diesem Grund müssen Radverschraubungen „trocken“ montiert werden.
Darf die Felgenauflage an der Radnabe gefettet werden?
Auch diese Frage muss definitiv mit „Nein!“ beantwortet werden. Denn die Radverschraubungen drücken die Felge gegen die Auflage. Dadurch entsteht eine Reibungshaftung, die bei starker Beschleunigung und beim Bremsen extrem wichtig ist. Wird die Felgenauflage geschmiert, geht die Reibungshaftung verloren. Jetzt bewirken die auftretenden Kräfte eine wesentlich größere Schwerwirkung bei den Radverschraubungen. Im schlimmsten Fall können dadurch die Radverschraubungen brechen.
Was passiert, wenn die falschen Radverschraubungen verwendet werden?
Bei der Verwendung der richtigen Radverschraubung liegt der Schraubensitz großflächig in der Felgenbohrung an (siehe nachfolgende Skizze A). Wird die falsche Verschraubung genommen, hat der Schraubensitz nur einen ringförmigen Kontakt zur Felge (siehe rote Markierung in Skizze B).
Diese minimale Auflagenfläche muss dann beim Anziehen der Verschraubung die ganze Kraft übertragen. Dabei kommt es zwangsweise zu einer Materialverformung. Die Verschraubung lockert sich und kann abfallen. Im schlimmsten Fall kann sich das komplette Rad von der Nabe lösen.
Was kann man tun, wenn die Felge festgerostet ist?
In den meisten Fällen verklemmt sich die mittlere Bohrung der Felge mit der Felgenzentrierung. Dies kann man verhindern, wenn die Felgenzentrierung bei der Radmontage gefettet oder mit Keramikpaste behandelt wird. Wenn das nicht geschehen ist, kann eine Stahlfelge richtig festrosten.
In diesem Fall muss die Felgenzentrierung und auch die Felgenauflage mit einem rostlösenden Mittel eingesprüht werden. Lassen Sie dem Mittel ausreichend Zeit einwirken zu können. Danach kann mit leichten Schlägen gegen den Reifen versucht werden, das Rad von Hand zu lockern. Bei Bedarf kann auch ein Gummihammer genutzt werden. Wenn es wirklich erforderlich wird, dann nur auf den Reifen und nicht auf die Felge klopfen.
Von gefährlichen Experimenten wie das Auto mit gelockerter Radverschraubung in die Federung fallen lassen oder gar eine Runde um den Straßenblock zu fahren ist dringend abzuraten. Wenn das Rad sich absolut nicht lösen lässt, ist es besser mit dem Auto eine Werkstatt aufzusuchen. Denn in der Werkstatt haben die Mitarbeiter noch weitere Möglichkeiten ein festsitzendes Rad zu lösen.
Muss man ein Rad vor der Montage auswuchten lassen?
Nein, das ist nicht erforderlich. Wenn man aber nach dem Radwechsel Vibrationen am Fahrzeug bzw. Lenkrad bemerkt, liegt eine Unwucht vor. Vermutlich ist an einem Rad ein Wuchtgewicht verloren gegangen. In diesem Fall müssen die Räder von einem Fachmann ausgewuchtet werden. Wird ein neuer Reifen auf die Felge aufgezogen, muss das Komplettrad in jedem Fall gewuchtet werden.